Künstler: Hisaishi Joe
Titel: Nausicaä of the Valley of the Wind
Typ: Album
Stil: Klassik/ Soundtrack
Veröffentlichung: 21.11.2011
Wertung: 8,8/ 10
Tracklist:
01. Nausicaä of the Valley of the Wind Opening Theme
02. Stampede of the Ohmu
03. The Valley of the Wind
04. The Princess Who Loves Insects
05. The Invasion of Kushana
06. Battle
07. Contact with the Ohmu
08. In the Sea of Corruption
09. Annihilation of Pejite
10. The Battle between Mehve and Corvette
11. The Resurrection of the Giant Warrior
12. Nausicaä Requiem
13. The Bird Man Ending Theme
Mit Kaze no tani no Nausicaä erschien 1984 der erste handgezeichnete Animationsfilm von einem heute weltbekannten Animationsstudio. Die Rede ist natürlich vom Studio Ghibli, mit ihren Masterminds Miyazaki Hayao und Takahata Isao. Seinen Erfolg verdankt der Film aber nicht nur seinen Gründervätern und der bewegenden Geschichte, sondern auch seiner Musik. Kein Geringerer als Hisaishi Joe schrieb den epischen Soundtrack, der im November 2011 sogar den Sprung nach Europa schaffte. Edel und schick wirkt der Pappschuber und neben der CD mit den unsterblichen Stücken Hisaishis, umfasst das Booklet der europäischen Pressung noch eine Infoseite zum Soundtrack und ein zweiseitiges Studiotagebuch vom Meister selbst.
Doch genug der Vorrede, kommen wir zu den Stücken, die zwar inzwischen ganz schön in die Jahre gekommen sind, aber nichts von ihrer Ausdrucksstärke und Genialität verloren haben. Das Eröffnungsthema wirkt durch seinen dumpfen Bassschlag und die mittelhellen Synthesizer anfangs bedrückend. Dann kehrt aber ein sehr starker Stilwechsel die Grundstimmung mithilfe von Klavier, Streichern, Bläsern und einem sehr langsamen Tempo in das immer wieder auftretende Nausicaä-Thema um - es kommt Heimwehstimmung auf. "Stampede of the Ohmu" setzt zu Anfang auf verträumte helle Klänge, doch dann schlägt die Stimmung radikal um und starke, schnelle Trommeln und verzerrte Akkorde erzeugen Panik und Verfolgung bis orientalische, ruhigere Melodien einsetzen und das Stück ausblenden. Wieder orientalisch, aber dieses Mal deutlich versöhnlicher, so wie auf einem Basar, nimmt einen "The Valley of the Wind" mit in Nausicaäs Dorf. "The Princess Who Loves Insects" spielt dann wieder mit den Themen. Zuerst erschallt eine stimmungsvolle, wehmütige Melodie mit vielen Streichern und Bläsern und kehrt dann zum orientalischen Dorfthema zurück - hier jedoch deutlich variiert und abwechslungsreicher. "The Invasion of Kushana" wurde durch die lang gezogenen Synthesizer eher bedrückend inszeniert. Nach und nach ziehen Lautstärke und Dramatik an, was den beklemmenden Eindruck mehrt, bis ein militärischer Marsch aus der Gefahr Gewissheit macht und die Invasion passend untermalt.
Der "Kampf" lebt von dramatischen Blechbläsern, beängstigenden Streichern und schließlich noch von seinem flotten Trommeltakt. Im gemeinsamen Zusammenspiel bauen die Instrumente sehr schön die Spannung auf und vermitteln dadurch ein wunderbares Gefühl aus Bedrohung und Dramatik. Sehr hell, verträumt und zauberhaft erscheint einem da das sich anschließende "Contact with the Ohmu", in dem auch ein zartes Kinderstimmchen zum Zuge kommt. Als nachdenklich und ein wenig postapokalyptisch lässt sich der musikalische Ausflug ins Meer der Fäulnis umschreiben. "Annihilation of Pejite" schlägt im Vergleich dazu wieder deutlich bedrohlichere Töne an, die durch tiefe Trommelschläge, wechselnde Tempi, geheimnisvolle Synths und verzerrte Gitarrenriffe in Szene gesetzt werden. Der sich anschließende Song präsentiert sich kämpferisch, flott und durch seine gelegentlichen Flötentöne eingängig und ziemlich unerwartet für eine Kampfmusik. "The Resurrection of the Giant Warrior" ist anfangs ein stilles, nachdenkliches und auch von Sehnsucht erfülltes Stück, dessen Grundstimmung nach einer knappen Minute schnell zur greifbaren Bedrohung heranwächst, indem sich die Instrumentierung zu Gänsehaut fördernden, verzerrten Bläsern und Streichern hin verändert - fast wie in einem Horrorfilm. Hoffnung, Ruhe und Entspannung aber auch Wehmut bringt da die Komposition von "Nausicaä Requiem" hinein. Der sich anschließende letzte Song des Soundtracks vereint dann noch einmal alle fröhlichen, hoffnungsvollen und ruhigen Themen in einem wunderschönen Medley miteinander und bildet daher einen zauberhaften Abschluss von Nausicaäs Welt.
Fazit: Wem die Importe aus Fernost bisher immer zu teuer waren, der bekommt durch Wasabis Europaveröffentlichung eine wesentlich preisgünstigere Alternative geboten. Die schicke Aufmachung und die zusätzlichen Extras im Booklet animieren zum Kauf von "Nausicaä of the Valley of the Wind". Hisaishi Joes Kompositionen zu diesem Filmhit von 1984 sind zeitlos, emotional und erzählen auch ohne den Bildern vor Augen eine dramatische Geschichte von Gut und Böse, Hoffnung und Krieg. Einziges Manko, der Soundtrack umfasst nicht alle für den Film komponierten Stücke sondern nur eine Auswahl, und ist daher auch nicht gerade lang ausgefallen.