KoME hatte Zeit für eine kleine Unterhaltung mit Youn Sun Nah in Aalen, Deutschland
Youn Sun Nah trat am späten Abend des 6. Novembers im Ramada Hotel, Aalen auf.
Der Raum war vollgepackt und viele der Zuschauer waren überrascht gewesen, von der koreanischen Sängerin und ihrer sehr eigenen Art an Jazz heranzutreten. Nach ihrem Auftritt hatten wir die Chance uns mit ihr zu Unterhalten und überraschenderweise erkannte sie uns von KoME auch wieder, obwohl es schon ein Jahr her war, seitdem wir sie in München getroffen hatten. Es ist keine Lüge, wenn man sagt, sie ist eine der nettesten Personen die man sich vorstellen kann zu treffen und trotz ihres Erfolges ist sie noch so Bodenständig. Mit ihr ein Interview zu führen ist keine Arbeit, es hat mehr den Anschein man unterhält sich mit einer alten Freundin.
Nachdem wir beschlossen hatten uns einen Tisch im Ramada Restaurat zu nehmen und uns mit dem üblichen "Hallo! Wie geht es dir?" begrüßt hatten, erzählte sie uns, dass sie eine tolle Zeit hinter sich hatte und sehr froh darüber war wieder in Deutschland touren zu können. Ihr neues Album war vor kurzem erschienen und seitdem tourte sie wieder, doch als wir sie nach ihren Plänen in Brasilien fragten erzählte sie uns, "Wisst ihr was? Ich habe eine E-mail bekommen, von einem Booker, einem brasilianischen. Er war sehr interessiert daran ein Konzert zu organisieren. Ok, schön...ich erzählte es auch Ulf [Wakenius] und er sagte auch 'Ok gehen wir! Tun wirs!' Aber plötzlich verschwand der Booker." Wer weis was da passiert ist, aber wir hoffen für Youn Sun Nah, dass so eine Chance wieder kommt.
Als wir über ihr Album redeten, fragten wir sie natürlich, wie es dazu kam, dass sie Metallicas super Hit Enter Sandman aufnahm, obwohl sie bereits bei der Zugabe ihres Auftritts erwähnte, dass es Ulf war, der die Idee hatte. Sie erinnerte sich an die Zeit, als sie es zum ersten Mal zusammen sangen:
"Wir waren in Las Palmas, wir hatten dort ein Konzert, das Wetter war schön und wir hatten eine Menge Zeit zwischen den Proben und dem Auftritt. Wir hatten Spaß und spielten so herum. Er fing an Enter Sandman zu spielen und ich sang dazu. Ulf fragte 'Wieso kennst du dieses Lied?' Aber es ist doch Weltberühmt, also kenne ich es...weil ich einen Bruder habe der es oft hörte. Und er sagte 'Singen wir es!', aber ich war nicht vorereitet. Er gab mir Mut um daran zu arbeiten und einige Tage vor den Aufnahmen schlug er vor, es auch aufzunehmen."
Mit große Augen und einem sehr tiefen "Neeeeein!", zeigte uns sie wie überrascht sie damals war, doch Ulf Antwortete wohl "Ja, ja!"
"Also fragte ich die Leute vom Label ob wir es auf das Album packen könnten und sie sagten 'Warum nicht?'. Ich hoffe, dass die Metallica Fans mich nicht dafür umringen!"
Aber ernsthaft, sie braucht sich keine Sorgen zu machen. Ihr Cover ist eine ganz neue Darbietung des Songs. Viele der Cover haben versucht das Original zu kopieren aber Youn Sun Nah und Ulf Wakenius haben es tatsächlich verändert. Als Andy erwähnte, dass er es mehr mochte, lachte die Sängerin laut und konnte es kaum glauen, doch er meinte es so, da ihre Version eine viel breitere Masse anspricht, die sich vielleicht nicht für Metal interessiert. „Wisst ihr, wir sind nur zwei Leute auf der Bühne und ich kann das "say your prayer" (hier machte sie die tiefe Stimme von James Hetfield nach) nicht singen." Doch was ihre Version ebenso Kraftvoll aber anders macht, sind die verschiedenen Emotionen die sie hineinsteckte und ihre Stimme, die eine ganz andere Kraft hat.
Andererseits findet man auf ihrem Album auchKangwondoo Arirang, ein koreanischer Volkssong. Es ist ein wahrer Kontrast, weswegen wir sie fragten, ob sie jemals Kommentare von den Zuschauern diesbezüglich bekommen hat, da Koreanisch eine doch ungewöhnliche Sprache für viele ist. Ihrer Meinung nach, ist der Song sehr Weltmusik-ähnlich und Menschen sind daran gewöhnt soetwas zu hören. Vielleicht klingt es asiatisch, aber die Menschen akzeptieren es schnell.
Unsere nächste Frage war, wieso sie ihr neues Album Same Girl genannt hat. Ihr voriges hieß Voyage und es machte Sinn, da sie praktisch ihr ganzes Leben gereist ist, nicht nur in der richtigen Welt, sondern auch in der musikalischen Welt. Ihre Erklärung war, dass beide Alben einen sehr ähnlichen Sound haben, mit den selben Musikern gearbeitet wurde und sie sich auf dem selben Weg befinden.
"Aber die Sache ist die, wir haben uns nicht verändert, wir haben keine elektronischen Sounds hinzugefügt. Der Sound ist noch gleich...aber....wie soll ich das sagen...Ich singe etwas anders. Wenn ich zum Beispiel Metallica singe, ist das anders. Und wenn ich Randy Newman oder einen koreanischen, traditionellen Song singe, ist das anders"
Sie war nicht diejenige, die den Titel entschieden hat. Youn Sun Nah ließ ihre Freunde das Album hören und diese sagten "Es hat die gleiche Farbe, aber anders und es bist trotzdem du." So kam der Titel Same Girl unabsichtlich zustande. Andy kommentierte, dass Voyage melacholischer klang und Same Girl viel bunter und fröhlicher. Aber sie meinte es beginne doch ebenfalls mit einem sehr langsamen My favourite things und erst dann folge das poppigere My name is carnival. Schüchtern fragte sie, "Es ist spaßiger, oder? "
Natürlich mussten wir Pancakes erwähnen, was sie auf eine sehr niedliche Art zum Lachen brachte, dass man einfach mit lachen muss. "Es geht um Essen!" warf Andy ein. Wer sonst tut das? Aber da wir schon beim Thema Essen waren, wollten wir herausfinden, welches ihr Lieblingsgericht ist, da sie so viel umher reist, muss sie ja einige Gerichte kennen. Lustigerweise lernten wir dabei etwas über die positiven Seiten der Globalisierung. Frankreich wird als das kulinarisch beste Land angesehen, doch man kann auch in Deutschland oder Korea sehr gutes französisches Essen finden.
"Wisst ihr, das beste französische Essen, das ich je hatte, war in Schweden. Aber gleichzeitig kann nichts den Wein aus Frankreich schlagen. Er ist perfekt, wie der Käse. Genauso mit dem Bier. Ich habe vor einigen Tagen in Heidelberg gespielt und wir waren in dieser Privatbrauerrei..." Sie legte ihren Kopf auf den Tisch und zeigte uns was für einen Kater sie danach wohl hatte. "Ich hatte den Eindruck, dass ich kein Bier trank, sondern eine richtige Mahlzeit zu mir nahm." Natürlich mussten wir ihr dann von dem schwäbischen Spruch "A Bier isch au a Schnitzel" [Ein Bier ist auch ein Schnitzel] erzählen und das brachte sie wiedereinmal zum Lachen. Außer Bier mag sie auch Wurst, ein Wort, das sie immer mit ihrem französischen Akzent und einem rollenden R sagt. Auf Tour in Raststätten holt sie sich immer eine Wurst und bekam sogar einen Spitznamen von Ulf - dieser lautet nicht First Lady oder Worst Lady, nein, es ist Wurst Lady.
Natürlich mag sie auch koreanisches Essen, welches sie aber wohl nur an teuren Orten in Frankreich findet und es schmeckt nie wie das ihrer Mutter. Youn Sun Nah erwähte sie mag Kimchi wirklich sehr. "Deswegen mag ich deutsches Essen. Sauerkraut ist sehr ähnlich. Wenn ich kein Kimchi in Paris finden kann, kaufe ich mir eine Dose Sauerkraut, vermische es mit Chili und koche es. Es schmeckt wie Kimchi Suppe. Nicht gleich, aber sehr gut." Vielleicht hätten die Koreaner das, während ihrer Kohlknappheit auch probieren sollen.
Wir wagten uns in ein neues Themengebiet und versuchten herauszufinden, was die Sängerin an Weihnachten und Neujahr machen würde, was überraschend anders war, von dem was wir gewohnt sind. Youn Sun Nah erzählte uns, dass sie zwei Konzerte haben würde, in der Nähe von Seoul. So würde sie im Grunde genommen zuhause sein an Weihnachten. Doch das wird in Korea nicht so groß mit der Familie gefeiert wie in Europa. Es ist ein wenig kommerziell geworden in Korea, es geht nicht darum sich mit der Familie zu treffen, man feiert stattdessen mit Freunden. "Obwohl wir viele Christen haben und in die Kirche gehen, geht es großteils darum, mit den Freunden Spaß zu haben. Aber es ist Neujahr, welches wir mit der Familie verbringen. Lustigerweise habe ich mal meine Freunde in Frankreich gefragt, was sie an Weihnachten machen, und sie sagten sie müssten 12 Stunden mit dem Auto zu ihren Familien fahren, und an Neujahr saß ich dann alleine zuhause."
Als wir schließlich auf das Thema Musik zurückkamen, fragten wir Youn Sun Nah welche Sänger oder Lieder sie unseren Lesern empfehlen würde, die sich nicht mit Jazz auskennen, da viele K-Pop Fans sehr jung sind und dies kein Genre ist, das viele Teens und Tweens anspricht. Ihrer Meinung nach seien Sänger aber besser, da jeder mitsingen und sich einen Song merken kann, selbst wenn man kein Gesangstalent hat.
"Norah Jones singt, Ich kann singen, du kanst singen. Was war ihr bekannter Song?" und für einige Sekunden begann sie zu singen, " 'Lalala don't know why I didn't come.' Wieviele Leute kennen diesen Song also und singen ihn? Es ist kein Instrument, welches nicht jeder spielen kann." Es gibt viele Sänger die sie empfehlen würde, besonders Norah Jones da es leicht ist an ihre CDs zu kommen. Aber auch Ella Fitzgerald, Sarah Vaughn, Louis Armstrong und Frank Sinatra. "Vielleicht Louis Armstrong, man sollte mit ihm anfangen. Leute hören seine Musik oft. Die legendären Jazzsäger sollten der Anfang sein. Ihr Sound ist anders vo dem, was man heute hört. Wie ich, die Enter Sandman singt und trotzdem als Jazzsängerin eingestuft wird.
Schlussendlich sprachen wir über ihren Erfolg in Frankreich, wo ihr Album die Charts unglaublich schnell hochgeklettert ist. "Alle sind überrascht. Das Label ist überrascht, die Presse ist es, meine Freunde sind es, die CD Verkäufer sind es und vor allem ich! Ich weis nicht wieso es so ist. Ich habe den Chef von ACT getroffen und er konnte es auch nicht glauben. Wow, ich habe so viel Glück. Ich habe Fotos davon gemacht weil ich mich daran erinnern möchte. Es ist passiert...Ich habe die CD Händler gefragt und ihrer Meinung nach ist es, weil es anders ist. Es ist nicht wie die amerikanischen Sänger, es ist neu. Vielleicht die Neugierde." Man konnte es in ihren Augen sehen wie erfreut und überrascht sie war über ihren Erfolg, wenn sie darüber sprach, wie sie ihre Lieder im Radio, im Taxi oder sogar im Kaufhaus hörte. Aber sie glaubte auch, wenn Norah Jones ein neues Album herausbringt, wird sie vergessen sein.
Nun, wir glauben definitiv nicht daran. Ohne Zweifel ist sie eine sehr talentierte Künstlerin und verdient all die Anerkennung die sie bekommt. Sie sollte nicht nur Jazzhörern bekannt sein, da ihre Alben oft verschiedene Seiten aufzeigen und etwas für jedermann haben.
Wir beendeten das Interview mit ein bisschen Smalltalk, da sie bereits um 8.00 Uhr morgens abreisen musste. Eines der letzten Dinge die sie noch anmerkte war, dass sie traurig darüber war nicht in den Limes Thermen neben dem Hotel gehen zu können, doch sie würde versuchen wieder zu kommen um sich dort zu entspannen. Und wir würden uns natürlich auch über ihre Rückkehr freuen.