PLUNKLOCK und Calmando Qual sind in Utrecht zusammen aufgetreten - ein vielseitiger Abend mit unterschiedlichen Stilen.
Es ist eine eher seltsame Kombination: Die junge Band PLUNKLOCK mit ihrem Visual Kei-Stil auf der einen und die düsteren Calmando Qual, die schon seit mehr als zehn Jahren aktiv sind, auf der anderen Seite. Die Entscheidung, diese beiden Bands gemeinsam durch Europa touren zu lassen, scheint vielmehr auf Verfügbarkeit und Budget zu basieren als auf einem gemeinsamen Stil. Etwas ist bei solch einem Line-up allerdings sicher: An diesem Abend im Mai hat das niederländische Publikum eine vielseitige Show in der Spiegelbar des Tivoli in Utrecht bekommen.
PLUNKLOCK
Der Einlass begann bereits um sechs Uhr abends und kurz nach halb sieben betraten PLUNKLOCK die Bühne. An diesem Abend spielte die Band das zweite Mal vor niederländischem Publikum; für den neuesten Bandzuwachs - Gitarrist Seishou - war es allerdings das erste Mal, dass er auf einer holländischen Bühne stand. Der blonde Musiker war der Band erst im März offiziell beigetreten, doch er schien sich schon sehr wohl unter den anderen drei visuellen Rockern zu fühlen.
Diese Show war die letzte der Justart Episode 1-Tour von PLUNKLOCK, aber auch nach einer ganzen Woche mit non-stop Konzerten jede Nacht zeigten die vier Bandmitglieder keine Anzeichen von Müdigkeit. Im Gegenteil, sie schienen sehr energiegeladen, besonders Sänger Halo, der das Publikum die ganze Zeit anfeuerte, für die Band zu jubeln und zu schreien. Die Fans leisteten den Aufforderungen des Sängers gern Folge, sprangen im Takt der Musik, stießen die Fäuste in die Luft und schrieen, wenn Halo das Signal dazu gab. Übrigens trug die Band ihre neuesten Kostüme: Schwarz-weiße Outfits. Schlagzeuger Pinky sah ganz besonders witzig aus mit seiner schwarzen Brille und dem hohen Kragen, wohingegen Halo sein Outfit mit einem auffälligen goldenen T-Shirt unter seiner Jacke aufgepeppt hatte.
Nach ein paar Liedern wirkte es so, als würde irgendetwas in der lebhaften Musik des Quartetts fehlen. Da die Songs wenig bis keine Spannung aufbauten, sorgten die Lieder an sich nicht für viel Abwechslung, vielmehr begannen die Songs sich miteinander zu vermischen. Ein weiterer bemerkenswerter Punkt war, dass die vier Musiker ihre Instrumente sehr gut beherrschten, aber die Lieder in einem sehr stereotypen Visual Kei-Stil gehalten waren. Es wirkte, als hätte die Band viel Zeit damit verbracht, andere Visual Kei-Bands zu studieren und hätte nun die perfekte Mischung der vorhandenen Visual Kei-Musikelemente daraus entwickelt. Unbestritten haben sie dabei ganze Arbeit geleistet, doch das hatte leider zur Folge, dass sie dermaßen ähnlich wie andere Bands klangen, dass sie zu einem Stereotypen geworden waren. Das Publikum schien das allerdings nicht zu stören, denn sie jubelten weiterhin für die Band, sogar während der japanischen MCs, die nur wenige Fans verstanden haben dürften.
Trotz dessen, dass ihnen ein eigener, origineller Stil fehlt, muss gesagt werden, dass PLUNKLOCK in den kurzen zwei Jahren, die sie nun zusammen spielen, schon viel erreicht haben. Sie alle beherrschen ihre Instrumente sehr gut, das ist ganz sicher, und es ist wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis sie ihren eigenen Weg und Stil gefunden haben werden.
Calmando Qual
Nach einer kurzen Pause war es an Calmando Qual, die ungefähr hundert Besucher zu unterhalten. Von Anfang an war der Unterschied zu PLUNKLOCK unübersehbar groß. Nicht nur der musikalische Stil sorgte für Kontrast, sondern auch die Bühnenerfahrung der Bandmitglieder und die Intensität ihrer Songs. Ab der ersten Sekunde war die Atmosphäre düster, was perfekt zu Hibikis Stimme passte. Die Band wechselte fließend von langsamen, fast unheimlichen Parts zu hartem Rocksound, manchmal sogar Metal. Tak ging vollkommen in seinen Gitarrensolos auf, und auch Kenka spielte mühelos seinen Bass, während Maya hart auf seine Drums schlug. Doch derjenige, der am meisten in diesem Sound gefangen war, war Sänger Hibiki. Von Zeit zu Zeit schenkte er dem Publikum ein kurzes, gackerndes Lachen. Dieses Lachen, kombiniert mit seinen weißen Kontaktlinsen und dem schweren, schwarzen Make-up gaben ihm das Aussehen eines Psychopathen aus einem Horrorfilm.
Das Publikum schien allerdings nicht besonders fasziniert zu sein. Anstelle der positiven, lockeren Musik von PLUNKLOCK mussten sie nun mit einer Band zurechtkommen, die weder so aussah noch im entferntesten so klang. Die Reaktion des Publikums war sehr viel zurückhaltender verglichen mit der vorherigen Band; dennoch waren alle geblieben und lauschten gespannt.
Nach der Hälfte des Konzerts begann die Halle plötzlich nach Rauch zu riechen. Mehreren Leuten fiel das auf, und ein Techniker überprüfte die Scheinwerfer, um zu sehen, ob irgendetwas nicht stimmte. Alles schien in Ordnung zu sein, doch der Geruch blieb. Ein paar Lieder später stellte sich heraus, dass die Quelle des Geruchs Kenkas Bass war. Das Quartett hörte auf zu spielen, doch als sich herausstellte, dass die Behebung des Problems eine Weile dauern würde, begannen Tak und Maya scherzhaft miteinander zu jammen. Auch Hibiki stieg in dieses kleine Ablenkungsmanöver mit ein, in dem er dazu einen Text sang, den er sich in diesem Moment ausdachte. Glücklicherweise musste er nicht allzu lange über seine Wasserflasche oder andere willkürliche Dinge singen, denn PLUNKLOCKs Bassist Haruka kam auf die Bühne und lieh Kenka seinen Bass. Offensichtlich konnte das Problem noch nicht vollständig gelöst werden, da sie nur noch einen zusätzlichen Song spielten und dann aufhörten. Leider gab es auch keine Zugabe.
Nach der Show gab es ein kleines Gewinnspiel, obwohl es einige Zeit gedauert hatte, bis sich genug Leute gefunden hatten, die die Preise mit nach Hause nehmen wollten - zwei Puppenkörper mit den Unterschriften aller Bandmitglieder. Sobald das Gewinnspiel beendet war, gab es ein kleines Handshake-Event, das sich als ideale Art und Weise erwies, den Club am schnellsten leer zu kriegen: Alle Bandmitglieder stellten sich an der Tür auf, und nachdem man jedem die Hand gegeben hatte, verließ man automatisch den Raum. Ziemlich schnell, vielleicht höchstens zehn Minuten später, war die Halle leer.
Da die beiden Bands so wenig gemeinsam hatten, war es für die Fans schwer, beide Bands zu genießen. Verständlicherweise hat das Publikum unterschiedlich reagiert: Manche beschwerten sich über PLUNKLOCK, während andere mit Calmando Qual nichts anfangen konnten. "Vielfältig" war wohl das beste Wort, mit dem man diesen Abend beschreiben konnte, obwohl für das nächste Mal eine bessere Kombination der Bands definitiv wünschenswert wäre.