Am 23. und 24. Mai dieses Jahres fand zum siebten Mal die Anime- und Manga-Convention
DoKomi in Düsseldorf statt. Jährlich zieht es inzwischen schon 17.000 Anime- und Manga-Begeisterte in die Messehallen, um dort das bunte Programm rund um Anime, Manga und Japan zu genießen und sich mit Gleichgesinnten zu treffen.
Für meine Begleitung und mich begann das DoKomi-Wochenende aber ungewöhnlicherweise schon am Freitag vorher. Im Rahmen der
DoKomi trat nämlich
nano, ein ehemals Utaite, in denselben Messehallen im kleinen Rahmen auf. Finanziert wurde das Ganze durch Crowdfunding. Neben dem Erwerb eines herkömmlichen Tickets für die Show, konnte man zusätzlich einen selbst gewählten Betrag extra bezahlen und dadurch Goodies, wie zum Beispiel ein Meet and Greet, einen Pullover oder eine Danksagung erhalten. Das Prinzip scheint zu funktionieren. Durch das Crowdfunding ist nämlich genug Geld zusammengekommen, dass nicht nur
nano selbst, sondern auch eine komplette Back-Band mit auftreten konnte. Diese bestand aus einem Gitarristen, Bassisten, Schlagzeuger und einem Keyboarder.
Bekannt geworden ist
nano durch das Covern zahlreicher Vocaloid- und Anime-Songs. 2012 nahm das Major-Label "FlyingDog" den Künstler unter seine Fittiche. 2013 hatte
nano den ersten internationalen Liveauftritt, ebenfalls auf der
DoKomi und brachte letzten Januar das bereits dritte Album "
Rock on." heraus.
Der Einlass erfolgte eine Stunde vor Konzertbeginn, für die VIPs zusätzlich eine halbe Stunde eher. Trotz technischer Probleme an der Kasse verlief er ohne Probleme und sehr komfortabel, was nicht weniger der doch zugegebenermaßen recht überschaubaren Menge an Fans zu verdanken war. So haben wenig Gedrängel, eine zügige Garderobe und ein sehr freundliches Personal nicht unwesentlich dazu beigetragen. In der eigentlichen Konzerthalle angekommen, war die Verwunderung groß, denn das Konzert fand nämlich in genau demselben Bühnenraum statt, wie auch sonstige Shows und Events der
DoKomi. Die Bestuhlung sollte sich später allerdings als nicht allzu großes Problem herausstellen. Die Spannung stieg mit der Zeit und nach einem kurzen Countdown und lautem Applaus betrat die Band die Bühne und begann das Intro.
Während die Fans trotz ihres lauten Applaus' bei
nanos erstem Song, "
SABLE", erst einmal sitzen blieben, war der zweite Song, "
identity crisis", schon so rockig, dass sich keiner mehr auf seinem Platz halten konnte und alle Fans von ihrem Platz aufstanden. Trotz der Bestuhlung hat
nano es auch das gesamte Konzert über geschafft, die Fans zu Crowdchants, diversen Crowdmoves und zum Pogen am Platz zu animieren, und somit eine super Stimmung erzeugt. Die Band hat dabei nicht unwesentlich mitgeholfen. Diese hatte nämlich sichtlich Spaß an der Sache und alle Mitglieder sind ebenfalls ordentlich abgegangen. Insgesamt waren nicht allzu viele Fans anwesend, geschätzt haben alle Fans ungefähr den halben Bühnenraum gefüllt. Diese waren zu jedem Zeitpunkt sehr zuvorkommend und freundlich und man hielt sich ausnahmslos an das Foto- und Filmverbot. Obwohl es keinerlei Wellenbrecher oder sonstige Security und Absperrungen zwischen der ersten Reihe und der Bühne gab, konnte sich zudem absolut jeder Fan unterstehen, wild zur Bühne zu rennen und die Künstler anzufassen. Respekt untereinander, Befolgung der Regeln und die Show genießen mit Rücksicht aufeinander und ohne andere Leute zu belästigen, genau so wünscht man es sich bei jedem Konzert und es war hier definitiv gegeben.
Schon beim dritten Song, "
Born to be", war die Menge aufgewärmt und
nano konnte die Leute zum wilden Springen und Mitmachen am Platz anregen. Das erste Set bestand aus acht Liedern, bei denen die Fans schon ordentlich abgingen und für lauten Applaus nach jedem Song sorgten. Vom Sound her war dieses Set allerdings das Schlechteste an diesem Abend. Der Bass war nämlich fürchterlich laut und "verschluckte“
nanos Gesang annähernd, sodass dieser kaum zu hören war. Bis zur Hälfte des ersten Sets konnte das Problem allerdings behoben werden und in der darauffolgenden Akustik-Session stand
nanos Stimme wieder im Fokus.
Das Akustik-Set bestand aus drei Liedern und verstärkte die ohnehin schon sehr intime Atmosphäre in dem Raum nochmals.
nano bat die Leute sich während dieses Sets hinzusetzen und ließ verlauten, dass es eine tolle Ansicht sei. Das Hinsetzen hatten einige Fans auch ziemlich nötig, in der Halle wurde es mit der Zeit nämlich unangenehm warm und stickig, wo es doch keine Klimaanlage gab. Dieses Set war recht unspektakulär, während die Fans beim ersten Akustiksong noch stark bei den Wellenbewegungen mitmachten, war beim dritten Song schon die Luft raus und man merkte den Fans deutlich an, dass sie wieder mehr Action wollten und nicht mehr sitzen bleiben konnten.
Nach drei Songs war es auch schon so weit und
nano bat die Fans, wieder aufzustehen. Als nächstes sollte nämlich
nanos Lieblingssong folgen und von allen Fans wurde deren tatkräftige Unterstützung gefordert. Und ja, es war der Song auf den sich alle gefreut hatten, "
No pain, No game". Schade nur, dass
nano am Anfang des Songs so offbeat war, dass sich doch sämtliche Fans, die eigentlich lauthals mitsingen wollten, wunderten, ob
nano den Song nicht erst einmal in Double Time singen wollte. Man kann schlecht sagen, ob dieser deutliche Patzer durch Unerfahrenheit oder doch nur durch
nanos Nervosität entstanden ist. Es spielte auch nicht wirklich eine Rolle, denn man hat der Band stellenweise doch deutlich angemerkt, dass diese noch nicht viele Liveauftritte gespielt hat. Nicht selten traf
nano die Töne nicht und der Band schien es tatsächlich ein wenig peinlich zu sein, als
nano diese in einem MC vorstellte.
Nach einem weiteren Song gab es bereits die Ankündigung, dass nun der letzte Song des Abends gespielt werden würde. Ganz so einfach wollte das Publikum dieser Ankündigung nicht glauben, dass an diesem genialen Abend schon so früh Schluss sein sollte und so kam die Band gefolgt von
nano schon nach kurzer Zeit und lauten "Encore"-Rufen zurück auf die Bühne und beehrte uns mit drei weiteren Songs. Vor dem allerletzten Song, "
Dusty Mirror", hielt
nano noch ein wenig Smalltalk. Neben der Vorstellung der Band wurde auch ein wenig rumgewitzelt und das Publikum musste, sowie
nano selbst, laut lachen.
nano zufolge war das gesamte Publikum nämlich unglaublich "kawaii" und "kakkoii". Nach dem Versprechen, bis zum nächsten Konzert mehr Deutsch zu lernen, folgte dann auch schon der letzte Song, welcher noch einmal richtig Stimmung machte und perfekt als Abschluss geeignet war.
nano hat sicherlich für super Stimmung gesorgt und das Publikum war zu jeder Zeit überragend, ein paar kleinere und größere Fehler haben das Erlebnis dann aber doch zumindest ein kleines Bisschen gedämmt. Der Raum hat sich zwar als durchaus nützlich für das Konzert erwiesen, die "Bühne" allerdings glich eher einem Podest. Klein, Eckig und unpraktisch ohne tatsächlichen Raum daneben, sodass alleine das Equipment schon den halben Platz einnahm und ein großer Verstärker von meiner Position aus die Sicht auf den Drummer komplett versperrte. Zudem gab es keinen wirklichen Hintergrund, in welchem der Soundmann agieren konnte, sodass dieser während des gesamten Konzerts konsequent auf der Bühne neben dem Drummer rumlungerte und komplett fehl am Platz war. Zusätzlich fragte sich der Konzertbesucher mit geübtem Blick für Details, wieso diese riesige, also wirklich riesige weiße Wand hinter der Band nicht für etwas Nützliches genutzt wurde. Die Halle bot mit ihrer hohen Decke so viel Raum für Spielereien mit der Beleuchtung oder sonstigem, dieser wurde allerdings überhaupt nicht genutzt. Das fehlende Backdrop und die fehlenden Visuals ließen
nano vor dieser riesigen weißen Wand und auf dieser kleinen Bühne einfach etwas verloren aussehen und das gesamte Konzert machte so einen etwas improvisierten Eindruck.
Die Beleuchtung hingegen ist tatsächlich ein zweischneidiges Schwert an dieser Stelle. Während bei einigen Songs doch recht schöne Hintergründe an die Wand projiziert wurden oder eine sehr bunte und farbenfrohe Beleuchtung in den passenden Gelegenheiten für den letzten Touch gesorgt hat, war die Beleuchtung bei den anderen Songs schlecht durchdacht und die eintönigen und einfarbigen, ja fast schon hässlichen Beleuchtungen haben stark mit dem Pepp der rockigen Songs interferiert.
Insgesamt stand die Band leider zu wenig im Fokus. Man hatte das Gefühl, sie habe nicht wirklich die Räumlichkeiten und Umstände bekommen, die sie verdient hätte. Durch das projizierte
DoKomi-Logo an der Wand, hat man zusätzlich ein wenig den Eindruck gehabt, dass der ganzen Veranstaltung der "DoKomi-Stempel" aufgedrückt wurde, obwohl dort eigentlich
nano als eigenständige Einheit performte. Gerade wenn man bedenkt, dass das Ganze als eigenständiges Konzert und nicht als Teil der
DoKomi geahndet wurde, hat sich da die
DoKomi als Veranstalter doch ein wenig zu viel in den Vordergrund geschoben.
Dennoch war die Veranstaltung letztlicht doch sehr gut. Das Konzert war sehr einfach und sehr schön zu erleben, trotz der Bedenken, was die Wahl der Halle angeht. Luft nach oben besteht natürlich, aber ich bin sicher, dass diese auch genutzt wird, wenn
nano weiterhin performt und routinierter wird. Meine persönlichen Highlights waren sicherlich ihre erste Live-Performance von "
Freedom Is Yours" und "
Dusty Mirror" als absolut würdigen Abschluss. Das Konzert war sehr gut für das, was es sein sollte, nämlich weniger ein Konzert sondern viel eher eine intime Show für
nanos größte Fans. Die Atmosphäre war einfach anders, entspannter und besonders. Es stellt sich allerdings die Frage, ob der Preis für dieses Event, welches mit 30€ annähernd so teuer wie ein tatsächliches "Konzert" ist, gerechtfertigt ist. Meiner Meinung nach nein, nichtsdestotrotz würde ich jedes Mal wieder so ein Event besuchen. So ein Konzerterlebnis ist nämlich gewiss einmalig und wird man so schnell nicht noch einmal erleben.
Zusätzlich zu dem Konzertbesuch durfte JaME
nano auch interviewen. Weshalb
nano Deutschland so schätzt und was
nano zum neusten Album zu sagen hat, erfahrt ihr
hier.
SETLIST
01. SABLE
02. identity crisis
03. Born to be
04. JUMP START
05. Scarlet Story
06 INFINITY≠ZERO
07. BE FREE (Mit Musik)
08. Freedom Is Yours
09. One life(Unplugged)
10. Horizon(Unplugged)
11. Be the one(Unplugged)
12. No pain, No game
13. Nevereverland
14. Rock on.
ENCORE
15. magenta
16. Now or Never
17. Dusty Mirror