Doukoku in Berlin: Elektro-Rock in der Stephanuskirche

Wer schon einmal mit der Musik von Doukoku in Berührung kam, der kennt wohl die buchstäblich hypnotisierende Atmosphäre, die manche Lieder der zwei Geschwister erzeugen. Umso mehr konnten sich die Fans am 30. August auf einen einzigartigen Abend freuen, als ein paar Wochen vor der Berliner Show angekündigt wurde, dass diese nicht in einem normalen Club, sondern in der Stephanuskirche stattfinden würde. Diese Location verhieß ein ästhetisches Vergnügen, das das gesamte optische und musikalische Wesen von Doukoku einfangen würde. Persönlich freute ich mich auf die Umsetzung meines Favoriten "Asuka", der mit seinen geheimnisvollen Klängen sicher wunderbar an diesen außergewöhnlichen Ort passen würde.

Beim Betreten der lichtdurchwirkten Stephanuskirche waren viele der Anwesenden beeindruckt von der Atmosphäre. Die Fläche vor dem Altar war schon mit der Technik ausgestattet und wies nur einige Stufen Abstand zwischen dem Publikum und der Bühne auf. Die Zuschauer nahmen jedoch erstmal Platz auf den Stühlen, manche deckten sich voller Fanfreude an den bereit gestellten Tischen mit Doukoku-Merchandise ein.

Die Besonderheit des Abends bestand unter anderem in dem vorangekündigten Auftritt dreier anderer japanischer Künstler, die die Show einläuten mussten. Nach der Eröffnung erschien der seit drei Monaten in Berlin lebende Sänger Ubi, auch als Ubi Quitous bekannt, und ließ seine außergewöhnliche Stimme zum Saitenklang der Gitarre erklingen. Mit seinem unverwechselbaren Gesangstil "Yuri / Nabiki" führte er dem Publikum einige Lieder aus seinem Repertoire vor und überließ danach die Bühne einer weiteren Vorband.

Die Mitglieder von Ringbell, Chikara Aoshima und Takushi Minagawa, präsentierten den Zuschauern einige ihrer gefühlvollen Melodien. Chikara schien aus seinem Mini-Keyboard Regentropfen herauszuzaubern, so rein war der rieselnde Klang. Die unglaublich klare Soprano-Stimme des Sängers Takushi breitete sich unter den Gewölben der Kirche aus und erschuf eine geradezu fromme Stimmung.

Danach gab es eine zehnminütige Pause, doch der Zauber verflog nicht. Vielmehr versammelten sich jetzt die Fans vor der Bühne und erste zaghafte Stimmen riefen die Namen von Ryusuke und Fumiya. Die Brüder ließen nicht lange auf sich warten und augenblicklich funkte es zwischen den beiden Musikern und ihren Fans. Die sichtlich erfreuten Musiker brachten das Publikum blitzschnell zum Klatschen und Tanzen mit den anfangs gedämpften und dann immer mehr an Kraft gewinnenden Akkorden von "Switch". Die tiefe Stimme Ryusukes schien den Raum zu umhüllen und das Gitarrenspiel Fumiyas bildete eine perfekte musikalische Landschaft, in der sich die Musiker ausleben konnten.

Danach folgte ein Marathon aus einheizenden Songs. Das sich durch seine romantische Düsterheit auszeichnende "Tsukiyo no Tousousha" und das bald wild-dynamische, bald majestätisch-erhabene "Meiyaku no kagi" bildeten eine perfekte Kombination. Während "Meiyaku no Kagi" lieferte Fumiya ein fantastisches Gitarrensolo ab. Die Lippen des Gitarristen bewegten sich auch immer wieder zum Text. Ryusuke tänzelte herum, spielte elegant an seinem Schal und forderte das Publikum zum Mitklatschen auf. Während er mit seinen flatternden Handbewegungen die Musik förmlich zu berühren schien, wirbelte Fumiya mit seiner Gitarre herum. Ab und an beugten sich die Jungs zueinander rüber und schauten einander breit lächelnd an, als ob sie auf ihrer ganz eigenen Ebene den weiteren Verlauf der Show abstimmten.

Das nachfolgende "Shinen" brachte die gesamte Quintessenz von Doukoku als Rock-Elektro-Band zum Ausdruck. Die Luft war wie magnetisiert und Elektro-Noten sorgten beim Publikum für ausgelassenes Headbanging.
An der Kommunikation mit dem Publikum fehlte es auch nicht. Ryusuke erschuf einen niedlichen Mix aus Japanisch, Deutsch und dem Englisch und streute in seine Rede einige japanische Wörter ein. Da die Anime-Affinität des Duos kein Geheimnis ist, war das Publikum äußert begeistert, als Ryusuke anschließend das Cover "Unravel" aus dem Anime Tokyo Ghoul ankündigte.

Der nachfolgende Titel "Asuka" vermochte manchen in einen Trancezustand zu versetzen. Die wie aus der Unterwelt schallende Stimme wirkte, als ob sie eine Zauberformel flüsterte. Wie erwartet passte die Nummer besonders gut in die Atmosphäre der Location. Die zärtliche Ballade "Amegoe" ermöglichte den Anwesenden noch einige weitere Minuten des Verweilens im verträumten Zustand, um dann dem leichten, nach Frühjahr klingenden "Hoshi no Mabuta" Raum zu geben. "Ame, tokidoki…" bescherte den Jungs, die sich im ersten sowie im zweiten MC über die Hitze beklagten, sowie den vom Tanzen und Springen erröteten Fans, offenbar eine weitere erfrischende Portion an Frühlingsgefühlen. Bei dem Doukoku-Klassiker "Tensei no Hitomi" kochte die Stimmung wieder und die gegenseitige Interaktion war deutlich zu spüren. Der letzte geplante Song, "Jinkou Shoujo", war auch ein Stück zum kollektiven Mitmachen. Das vor Freude strahlende Duo verließ die Bühne – nur um sich wenige Minuten später von den Zugabe-Rufen für das Lied "Ai no Sukima" zurückholen zu lassen. Leider blieb es bei der einen Zugabe, doch der Abend war noch lange nicht vorüber.

Nach der Show fand die Veranstaltung ihre Fortsetzung in einer Fotostunde, in der man sich ruhig und ohne jegliche Eile mit Doukoku fotografieren lassen konnte. In einer lockeren Atmosphäre unterhielten sich die Bandmitglieder mit den Konzertbesuchern. Man hatte auch die Möglichkeit, Ubi, Takushi und Chikara kennenzulernen und sich über das Konzert auszutauschen. Gegen 23 Uhr, als noch einige wenige Konzertbesucher in der Stephanuskirche blieben, setzten sich die Mitglieder der Vorbands an das unter der Kanzel stehende Klavier und steuerten noch einiges zum Ohrvergnügen bei.

Nicht nur die Bilder, sondern auch der gesamte Abend wurde für viele zu einer wertvollen Erinnerung. Doukoku präsentierten eine gelungene Mischung aus dynamischen, rockigen sowie etwas ruhigeren Titeln. Markant war, dass sich die Setlists der Mai-Show und der Show in der Stephanuskirche auffällig unterschieden – ein Beweis dafür, dass die sympathischen Brüder ihre Fans zu überraschen wissen.
Am darauffolgenden Tag erwartete die Fans im J-Store Berlin eine Autogrammstunde, die sowohl Fans als auch Band genauso viel Spaß und gute Laune wie das Instore-Event im Mai bereiten sollte. Dieses Event bildete gleichzeitig den Abschluss der diesmaligen Doukoku-Tour und einige der Fans können es sicherlich kaum erwarten, Ryusuke und Fumiya wieder in Europa begrüßen zu können.


Setlist:

1. Switch
2. 月夜ノ逃走者 (Tsukiyo no Tousousha)
3. 盟約ノ鍵 (Meiyaku no Kagi)
4. 深淵 (Shinen)
～MC～
5. Unravel (Tokyo Ghoul Cover)
6. 飛鳥 (Asuka)
7. 雨声 (Amegoe)
8. 星ノ瞼 (Hoshi no mabuta)
～MC～
9. 雨、時々… (Ame, tokidoki…)
10. 転生ノ瞳 (Tensei no hitomi)
11. 人工少女 (Jinkou Shoujo)

Zugabe:
12. 愛ノ隙間 (Ai no Sukima)


JaME bedankt sich herzlich bei Doukoku und Triple A Unit.