Im Juli 2016 kehrte das Ensemble YAMATO - The Drummers of Japan mit dem Programm Kaiki ten ("Wendepunkt") auf die deutsche Bühne zurück, um die ausdrucksvolle Kunst des Taikotrommelns in Frankfurt und Berlin erneut zu präsentieren. Diesmal entschieden sich die bereits seit über 20 Jahren tätigen Künstler für ein Rückblickprogramm. Eine reichhaltige Auswahl von Stücken, die der Gründer und künstlerischer Leiter Masa Ogawa im Laufe der gesamten YAMATO-Geschichte komponierte, war angetreten, die reiche, unermüdliche Tradition des Kollektivs in ihrer ganzen Vielfalt zeigen. JaME besuchte die erste Berliner Show der Trommler am 12. Juli in der Komischen Oper und wurde Zeuge eines atemberaubenden, vom Geist der Samurai durchdrungenen Spektakels.
Als sich der Vorhang öffnete, mutete das gesamte farblich kühle Bühnenbild bereits mysteriös an. Die sich im Hintergrund abzeichnende Schirmwand verlieh der Szene einen Hauch asiatischer Eleganz. Der Nebel begann sich über den Boden auszubreiten und die Lichtstrahlen leuchteten die ersten fünf schwarzgekleideten Trommler und ihre kleinen Shime-Daiko aus.
Der Auftritt begann mit dem Titel von 2009 - "Ucho-ten" und seinen, sich wie kleine Hämmerchen anhörenden, zaghaft beginnenden Trommelschlägen. Dann jedoch wurden die Schläge immer lauter und intensiver, die ganze Macht des Trommelns wurde auf einmal entfesselt und man fühlte sich plötzlich von donnerndem Vibrieren umhüllt. Als Zuschauer bekam man bereits in den ersten Minuten der Show das mit Taiko-Trommeln verbundene Phänomen zu spüren: jeden einzigen Schlag spürte man im Körper pulsieren und widerhallen. Plötzlich, als ob man den Zuschauern die Möglichkeit geben mochte, den Blutdruck wieder etwas runterzufahren, ließ Saori Higashi mit ihrer Shinobue - der japanischen Bambusflöte - die ruhigen, zarten Noten in das Trommelgewitter einfallen. Gerade diese interessante Klängekombination verlieh dem Geschehen ein Gefühl der Wildheit und eine Nähe zur Natur, als ob man sich tatsächlich in einem Bambuswald befände.
Die nächste Nummer "Kizashi" zeigte, wie unglaublich nuancenreich das Trommelspiel sein kann. Mal dumpf und gemessen, mal betäubend und extrem beschleunigt waren die Trommelmelodien, die die Japaner mit ihren Okedo-Daiko schufen. Rasch wurde Jun Kato von einem Lichtstrahl ausgeleuchtet, um nach einer pochenden Schlagsequenz wieder in Dunkelheit zu versinken. Das dynamische Lichtspiel ließ auch die Figuren von Kenta Ono und Subaru Imai aus der Finsternis sehr effektreich hervortreten. Das Dunkelheit-Licht-Konzept der Nummer erlaubte es, die Synchronität der Bewegungen und die komplette Körperbeherrschung der Trommler bestens zu beobachten. Es war hypnotisierend zu sehen, wie perfekt abgestimmt der Schwung jeder einzelnen Hand war und wie leicht und synchron die Trommelstöcke die Schlagfläche der Trommel berührten.
Mit den wie aus der Ferne hallenden gedämpften Trommelschlägen und leichten, kaum wahrnehmbaren, Klängen von Chappa-Zimbeln wurde "Kumo-nagaruru-hate" eingeläutet. Diese Nummer aus dem Jahr 1995 hat den 50. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs als thematischen Hintergrund und ist den Schicksalen der Menschen gewidmet.
Die YAMATO-Mitglieder mit ihren Okedo-Daiko und soliden Miya-Daiko stellten eine Verkörperung der Symmetrie auf der Bühne dar. Die anfänglich leichte Schwermütigkeit des Stücks wurde durch die hohen Töne der Shinobue betont. Auf einmal begann der Rhythmus an Intensität zu gewinnen und die anfangs ernsthaften Gesichtsausdrücke der Musiker machten Platz für ein entspanntes Schmunzeln. Die Shinobue von Saori Higashi setzte den harten Trommelparts mit übermütigen Melodien etwas Weiches entgegen. Hier kamen auch die Stimmen zum Einsatz. Die sich kämpferisch anhörenden, abrupten Aufrufe der Männer überlagerten sich mit den schwingenden Passagen des Frauengesanges.
Mit den unverwechselbaren zitternden Saitenklängen der Shamisen wurde das "Lied des Windes" - "Hayate" - eröffnet. Die von dem traditionellen japanischen Instrument erzeugte Musik war ein besonderer Hörgenuss. Die erste Shamisen von Akiko Ogawa wurde dann von denen von Mika Miyazaki und Marika Nito unterstützt und nun zupften die drei Frauen um die Wette an den Saiten ihrer Instrumente. In dem zweiten Abschnitt des Stücks wurde das Saitenspiel auch durch Trommeln ergänzt. Jeder der zwei Trommler verwendete mehrere aneinandergereihte Okedo-Daiko. Taiko und Shamisen ergänzten einander überaus vorteilhaft und das Publikum bekundete seine Begeisterung durch einen lauten Applaus.
Die Aufführung des Titels "Lion", dessen Name eigentlich auf einem Wortspiel basiert und auf Japanisch "Donner" heißt (das japanische "Donner" wird wie das englische Wort für den Löwen ausgesprochen) ähnelte einem schamanischen Ritual. Geheimnisvoll knallende Akkorde bildeten den Hintergrund des Stücks und konzentrierte Taikoschläge trieben die Handlung des majestätischen "Lion" voran.
Mit den sanften Akkorden der Koto - der japanischen Harfe - wurde das balladenartige "Sasayaki"angestimmt. Die fast direkt am Rand der Bühne auf dem Boden sitzenden weiblichen YAMATO-Mitglieder entlockten den zwei Meter langen traditionellen Instrumenten verträumte Melodien und faszinierten das Publikum durch zarte Gesangseinlagen.
Im Zeichen eines rein martialischen Geistes wurde das sich anschließende "Ittetsu" dargeboten. Wenn man sich im Zuge des vorangegangenen "Sasayaki" noch zurücklehnen konnte, so wurde der Zuschauer bei der "Ittetsu"-Performance zu einem angespannten Beobachter, der seine Herzschläge zählte. Als die Trommler, die nach einer Pause anstatt ihrer schwarzen Kostüme nun bunte gemusterte Trachten anhatten, ihre massiven Odaiko-Trommeln mit wilden Schlägen bearbeiteten, hallte jeder dieser Hiebe in der Brust der Zuhörer wider. Eindringliche Glöckchenklänge bahnten sich ihren Weg durch das nachdrückliche Trommeln hindurch. Die mitunter eingestreuten schroffen Aufrufe der Männer fügten dem Stück ein kämpferisches Flair hinzu. Als die letzte knallende Trommelpassage verklungen war, kam das Publikum nicht umhin, Atem zu holen.
Mit dem schwungvollen "Garakuta" lieferten die spielfreudigen Musiker und Musikerinnen eine anmutige Chappa-Performance ab. Es entstand der Eindruck, als würden sie mithilfe von kleinen Zimbeln mit den Klängen jonglieren. Die Zuschauer schienen restlos verzaubert zu sein.
Das erschütternde Donnern der Odaiko läutete die letzte Nummer des Abends - "Rakuda" - ein und alle Trommler und Trommlerinnen präsentierten dem Publikum einen mitreißenden Tanz. Sie sprangen und wirbelten mit ihren Taikos herum, schwangen ihre Instrumente mit unfassbarer Leichtigkeit, winkten einander zu, lächelten herzlich und steckten jeden mit ihrer guten Laune an. Das Klirren der Chappas ließ die Luft erbeben. Die farbenfrohen Kostüme von YAMATO huschten vor den Augen hin und her und deren Schleifen wölbten sich wie im Takt zu den Taikoschlägen.
Nachdem der Klangsturm verstummt war, ging dieser nahtlos in lang anhaltenden Applaus über. Obwohl das Publikum die charmanten Trommler und Trommlerinnen ohnehin durchaus aktiv unterstützte, wollte der YAMATO-Leiter Masa Ogawa die Konzertbesucher noch mehr in die Show mit einbinden und ließ sich ein paar witzige musikalische Aufgaben einfallen. Das Publikum wurde aufgefordert diverse Klatschrhythmen nachzumachen. Die Herausforderung wurde mit großem Enthusiasmus angenommen und es klatschten die Zuschauer mitsamt aller YAMATO-Mitglieder heiter nach.
Der Auftritt von YAMATO - The Drummers of Japan war ein wahrer Genuss für die Sinne. Wer einmal ein unvergessliches Fest der Musikalität erleben will, in dem schiere japanische Poesie mit feuriger Energie und Humor präsentiert wird, sollte sich die Chance nicht entgehen lassen, das Taiko-Ensemble live zu sehen. Vielfältige Eindrücke und gute Laune sind garantiert.
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