Dokument eines Meilensteins: BABYMETAL veröffentlichten das Live-Album zu ihrem ersten Konzert in der geschichtsträchtigen Wembley Arena. Wir von JaME überprüften für euch, ob das Release auch seinem Namen gerecht wird.
Künstler: BABYMETAL
Titel: LIVE AT WEMBLEY
Typ: Live-Album
Stil: Metal, Idol
Veröffentlichung: 09.12.2016 (Deutschland)
Tracklist:
1. BABYMETAL DEATH
2. Awadama Fever
3. YAVA!
4. GJ!
5. Doki Doki ☆ Morning
6. Meta Taro
7. Amore
8. Megitsune
9. KARATE
10. Ijime, Dame, Zettai
11. Gimme Chocolate!!
12. THE ONE -English ver.-
13. Road of Resistance
Wembley – dieser Name hat Klang. Dieser Name hat Gewicht. Wembley ist nicht nur für viele Fußballfans der Inbegriff für Leidenschaft und große Momente. Auch Musikfans erschauern wohlig bei Gedanken an die Wembley Arena (oder Wembley SSE Arena), ist diese doch eine der renommiertesten Hallen Europas, wenn auch beileibe nicht die Größte. Und zu den vielen großen Namen, die in dieser Halle auftraten, gesellen sich nun eben auch BABYMETAL.
Natürlich ist BABYMETAL für viele ein bekannter Name und für Metaller in der japanischen Szene gibt es kein Vorbeikommen am kontroversen Meinungsaustausch über das im Land der aufgehenden Sonne als absolute Superstars gefeierte Idol-Trio. Und auch wenn diese Diskussion mehr oder weniger regelmäßig unter Gürtel- oder in diesem Fall Rocklinie geführt wurde, hat sie auch mich neugierig auf das gemacht, was für den konservativen Metalhead anscheinend nur schwerlich als Teil des geliebten Genres zu akzeptieren ist. Gelegenheit für die Erweiterung des musikalischen Horizonts ergibt sich sogleich mit dem über earMUSIC/ edel veröffentlichten Release des ersten Live-Albums des Trios namens "LIVE AT WEMBLEY", welches am Abend des 2. April in der Wembley Arena vor über 12 000 Zuschauern aufgenommen wurde. Seit dem 9. Dezember könnt ihr dieses im Plattenladen eurer Wahl erstehen und wir von JaME haben einmal rein gehört, um euch einen kleinen Einblick zu gewähren.
Das Album brettert mit dem instrumentalen Opening "BABYMETAL DEATH" auch gleich ordentlich los und überzeugt vom ersten Ton an mit einer vollen Produktion, welche alle Instrumente in einem erstklassigen Soundbild zusammenfasst und auch den eher zarten Stimmen von SU-METAL und Konsorten genug Raum zum Atmen lässt. Die Sorge, dass die manchmal doch recht piepsig agierenden Stimmbänder der drei Mädchen von der geballten Wucht der Kami-Band erdrückt werden könnten, erweist sich so als völlig unbegründet. Vielmehr muss man der Performance des Japaner-Trios für die hier gebotene, astreine Live-Performance Respekt zollen, bei welcher sich trotz kräftezehrender Tanz-Choreographien kaum Schwächen eingeschlichen haben. Casting-Band hin oder her, die drei Frauen wissen was und wie sie es tun. Die Setlist des Konzertes erklärt sich bei bisher nur zwei veröffentlichten Alben quasi von selbst und so hat man sich gleichmäßig an Erstling "BABYMETAL" und Zweitwerk "METAL RESISTANCE" bedient, um fast alle Songs der kurzen Bandgeschichte zu präsentieren.
Diese haben es aber leider nicht vollständig auf "LIVE AT WEMBLEY" geschafft. Es wurde von ursprünglich 17 aufgeführten Liedern auf 13 veröffentlichte Songs gekürzt. 80 Minuten Laufzeit ist einfach das Limit und da kratzt das Live-Album mit stolzen 77 Zeiteinheiten quasi am Plattenrand. Das ist allerdings auch nicht weiter schlimm, denn die Live-Atmosphäre bringt "LIVE AT WEMBLEY", trotz mangelnder Vollständigkeit, zur Genüge in die eigenen vier Wände. Das Publikum in der Wembley Arena macht sich immer wieder in und zwischen den Liedern lautstark bemerkbar, auch wenn man sich hin und wieder ein bisschen zusätzliche Interaktion zwischen Band und Publikum gewünscht hätte. Darüber hinaus hätte ein Hauch mehr Spontanität der Platte sicher gut getan, da BABYMETAL ihre Songs genau nach Lehrbuch und dem japanischen Perfektionsgedanken folgend in die Tat umsetzen, sodass man sich bei manchen Songs dann doch nicht ganz sicher ist, ob man nun die Live- oder die Studio-Version vor sich hat. Denn eigentlich sind es genau diese spontanen Einfälle und leidenschaftlichen Zwischenrufe, die ein Live-Album von einem Studioalbum unterscheiden.
Fazit: Nichtsdestotrotz ist BABYMETALs "LIVE AT WEMBLEY" ein hervorragender Konzertmitschnitt, welcher vor allem für Fans der, in Europa eifrig die Festivals unsicher machenden, Formation ein Must-Have sein sollte. Wem eine Live-CD nicht genug ist, der sei hier noch schnell an die in Kürze erscheinende Live-DVD bzw. -Blu-ray des Konzertes verwiesen, welche das komplette Set beinhaltet. BABYMETAL promoten das Release zudem mit einer England-Tournee als Support der Red Hot Chili Peppers. Man ist halt irgendwie doch schon bei den ganz Großen angekommen. Meinen Geschmack haben BABYMETAL trotz des guten Produkts nicht treffen können, doch vielleicht wird der eine oder andere Song wie "Megitsune" am Ende wider Erwarten doch seinen wiederholten Weg in meine Gehörgänge finden.