Während ihrer Show in Köln nahm sich der Sänger von CROSSFAITH die Zeit, die Fragen von JaME zu beantworten
Kurz vor seinem Auftritt im kölner Gebäude 9, stellte sichKenta den Fragen der Fans und erklärte die Hintergrundgeschichte des aktuellen Albums "EX_MACHINA".
Hallo Kenta! Im Moment seid ihr zusammen mit Normandie und Blood Youth in Europa unterwegs. Was sind deine Eindrücke von den beiden Bands?
Kenta: Ich finde die Bands klasse! Beide sind noch relativ jung, haben aber eine Menge Energie auf der Bühne. Man spürt ihre Ambitionen, das finde ich lobenswert.
Für mich hört sich das neue Album "EX_MACHINA" ein bisschen an wie die härtere Version des Vorgängers "XENO". Betrachtet ihr "EX_MACHINA" als Fortsetzung von eurem vorherigen Album?
Kenta: Nein, als Fortsetzung würden wir das nicht betrachten. In "XENO" ging es ja viel um diese Cyberwelt, die wir auf dem Album erschaffen haben. "EX_MACHINA" hat ein anderes Thema, deshalb betrachten wir die beiden Alben als eigenständig.
Auf "XENO" und "EX_MACHINA" hattet ihr jeweils Features von den beiden Bands Skindred und Enter Shikari. Welchen Künstler würdet ihr gerne auf dem nächsten Album mit an Bord haben?
Kenta: Puh, da haben wir uns noch gar keine Gedanken drüber gemacht.
Dann ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, darüber nachzudenken. Mal angenommen, ihr könntet frei aussuchen, mit wem ihr ein Feature macht. Wer wäre das?
Kenta: Bis jetzt haben wir nur mit anderen Sängern auf unseren Alben zusammengearbeitet. Ich denke, ein richtiger Producer oder DJ wäre mal eine schöne Abwechslung, etwa Skrillex oder Diplo. Bis jetzt war es auf jeden Fall immer eine Bereicherung, mit anderen Künstlern zusammen zu arbeiten.
Uns ist zu Ohren gekommen, dass der Song "The Perfect Nightmare" an das Videospiel Resident Evil angelehnt ist. Was zockt ihr denn so am liebsten?
Kenta: Vorneweg: Resident Evil ist nicht das Thema dieses Songs. Es war so, dass unser Drummer Tatsuya gerade dieses Spiel gezockt hat, als wir diesen Song produziert haben. Er ist Fan von solchen Horrorspielen. Wir haben uns ein wenig von dieser Horrorwelt aus Resident Evil inspirieren lassen, aber dieses Spiel ist jetzt nicht unbedingt das Thema des gesamten Songs. Was Videospiele generell angeht, sind wir aber alle nicht die großen Zocker. Früher habe ich viel gezockt, aber jetzt fehlt einfach die Zeit. Momentan habe ich meine Nintendo Switch mit auf Tour und spiele immer wieder Undertale, wenn ich ein wenig Zeit habe. Mein Lieblingsspiel ist übrigens Final Fantasy VII.
Erzähl uns doch ein bisschen mehr über euer aktuelles Album "EX_MACHINA".
Kenta: Prinzipiell handelt das Album davon, dass es zwei Seiten gibt: Einmal die gute Seite der Engel und die böse Seite der Dämonen. Die Engel wollen eigentlich nur den Frieden auf dieser Welt und die Menschlichkeit wahren. Die Dämonen wollen den Menschen jedoch ihre Menschlichkeit entziehen und der Kampf zwischen den Dämonen und Engeln beginnt, bei dem der Mensch zwischen den beiden Parteien steht.
Also ist das Album so aufgeteilt, dass einige Lieder die Engel repräsentieren und andere Lieder die Dämonen?
Kenta: Ja, in der Tat! Wir gehen nicht so weit zu sagen, dass die schnelleren Lieder für die Seite der Engel stehen und die Balladen für die Dämonen oder so etwas. Aber der Wechsel zwischen den extremen und den mid-tempo Liedern soll diesen Konflikt zwischen Gut und Böse ausdrücken.
Für das aktuelle Album habt ihr auch eine Coverversion von Linkin Parks "Faint" aufgenommen. Was für eine Verbindung hattet ihr zu dieser Band?
Kenta: In erster Linie sind Linkin Park unsere Ikonen. Wir hören die Musik schon seit der Mittelschule und natürlich hatten sie auch einen großen Einfluss auf uns. Mit ihren neueren Songs sind sie vielleicht nicht mehr ganz so große Ikonen für die neueren Metalbands, aber ich denke schon, dass der Einfluss der Band sehr weitreichend ist.
Denkst du, dass der Tod von Chester Bennington einen Einfluss auf die japanische Metal-Szene hatte?
Kenta: Ich kann jetzt nicht für die gesamte Szene sprechen, sondern nur für mich selbst. Seine Worte haben mich auf jeden Fall berührt und auch sein Suizid hat mich sehr zum Nachdenken gebracht. Ich glaube, es ist von Person zu Person verschieden, welchen Einfluss Chester genau hatte. Da ist es schwierig, allgemein zu formulieren, wie er auf die gesamte Metal-Szene gewirkt hat.
Gibt es neben Linkin Park noch andere Künstler, zu denen ihr aufblickt?
Kenta: Da gibt es eine ganze Menge. Wenn wir von Sängern sprechen, bin ich ein großer Fan von Corey Taylor und Fred Durst, das sind meine persönlichen Helden.
Was ist dein Lieblingssong vom aktuellen Album?
Kenta: Das ist schwierig. Ich mag viele Lieder von "EX_MACHINA" sehr gerne, aber mein Favorit ist wohl "The Perfect Nightmare", wegen seiner interessanten Story. In der Welt auf dem Album ist es so, dass die Menschen sterben, die sich der Realität nicht öffnen und vor ihr wegrennen. Manchmal ist es ein schmerzhafter Prozess, aus seiner Illusion aufzuwachen und sich der Realität zu stellen. In der Welt von "EX_MACHINA" werden diejenigen getötet, die sich nicht der Realität stellen können und davon handelt der Song.
Das klingt ziemlich brutal, fügt sich aber gut in das Konzept des Albums ein. Auf dem Album sind ja auch eine Menge Musikgenres gemischt. Welches Genre wolltet ihr denn dieses Mal erreichen? Wie lässt sich das Album einordnen?
Kenta: Dieses Mal lief es so, dass wir uns durch viele verschiedene Musikgenres durchgehört haben und versuche haben, diese Genres mit unseren eigenen Kniffen ins Album zu integrieren. Beim Schreiben der Songs achten wir nicht darauf, dass die Lieder ein bestimmtes Genre haben. Viel wichtiger ist es, dass wir uns bei den Songs vorstellen könnten, die auch mal live zu spielen. Können wir uns das nicht vorstellen, dann ist der Song auch nichts für uns.
Ich stelle es mir schwierig vor, so viele Genres unter einen Hut zu bekommen. Wie lief denn die Produktion des Albums ab? Beispielsweise das Songwriting?
Kenta Das Songwriting übernehme ich. Die Komposition machen meistens Teru und Kazuki. Hier und da helfe ich aber auch mal mit, zumindest war das beim aktuellen Album so. Das Neue dieses Mal ist aber, dass wir das Album komplett selbst produziert haben. Seit der "Zion" EP haben wir alle Songs von einem amerikanischen Produzenten machen lassen. Dieses Mal wollten wir die Produktion aber in der eigenen Hand haben. Wir haben das Gefühl, dass wir dem Album so eine tiefere Bedeutung verleihen können, wenn wir alles aus eigener Kraft schaffen. So ist übrigens auch die ganze Geschichte mit den Engeln und den Dämonen zustande gekommen.
Vor drei Jahren musste euer Gitarrist Kazuki gegen eine schwere Hirnkrankheit kämpfen. Hat sich seitdem an eurer Musik etwas verändert?
Kenta: Ich denke schon, dass sich etwas getan hat, auf jeden Fall. Kazuki und Teru sind zusammen die Komponisten unserer Band. Als Kazuki auf einmal krank wurde, ist so natürlich ein sehr wichtiges Bindeglied weggefallen. Am meisten hat sich wohl etwas in der Art und Weise getan, wie wir nun unsere Musik produzieren. Wir machen uns mehr Gedanken beim Songwriting und teilen die Aufgaben anders auf, sodass wir alle an den verschiedenen Aufgaben beteiligt sind.
Auf dem neuen Album befinden sich weniger Screams und mehr Klargesang, als es bei den anderen Alben der Fall ist. Wie findet ihr die richtige Balance zwischen Screams, Shouts und melodischem Gesang?
Kenta: Da vertraue ich meistens meinem Gefühl. Je nachdem, wie sich der Song entwickelt, setze ich entweder Screams oder Gesang ein. Wenn der Song etwas melodischer wird, dann finde ich, passt Klargesang einfach gut rein. Und wenn Teru die Songs dann produziert und das Gefühl hat, hier und da würde noch ein Shout gut passen, dann fügen wir diese noch hinzu.
Wir hatten ja gerade von Linkin Park gesprochen. Bei dieser Band und vielen Genre-Vertretern ist es ja auch so, dass ihre Musik mit der Zeit immer ruhiger wurde.
Kenta: Was uns von diesen Bands aber unterscheidet, ist, dass wir keine Mainstream-Musik machen. Solche Bands wollen ja die breite Masse ansprechen, und da passen laute Screams nicht so gut. Wir entscheiden uns aber aus freien Stücken dazu, auch einige melodische Songs zu machen. Vielleicht sind tatsächlich etwas weniger Screams als vorher auf dem Album, aber Mainstream kann man unsere Musik trotzdem noch lange nicht nennen.
Wie, denkst du, wird sich die japanische Metal-Szene in den nächsten Jahren verändern? Japanische Musik wird ja immer beliebter, auch im Ausland.
Kenta: Das stimmt, aber ich glaube, die Entwicklung hängt nicht vom Ausland ab. Genauso, wie es in Deutschland sicher auch Bands gibt, die auf Englisch oder nur auf Deutsch singen, ist das in Japan auch der Fall. Ich denke, vor allem die englischsprachigen Bands haben im Ausland besonders viel Erfolg. Die haben ja auch eine viel größere Zielgruppe als die Bands, die auf Japanisch singen. Natürlich gibt es auch viele Mainstream-Rockbands in Japan, die viel von den Medien gepusht werden. Aber der Erfolg im Ausland wird davon abhängen, wie gut die Bands Englisch können. Deshalb glaube ich nicht, dass sich an der japanischen Szene viel verändern wird, nur weil es einige Bands mit englischen Songs gibt, die jetzt auch im Ausland bekannter sind. Dafür gibt es zu viele, die nur in Japan aktiv sind.
Möchtest du noch ein paar Worte an deine Fans richten? Vielleicht sogar auf Deutsch?
Kenta: Na klar! Ich liebe dich!
Sollte das nicht eher ich liebe Deutschland heißen?
Kenta (lacht): Stimmt ja, ich liebe Deutschland!