Ein Interview mit der Gruppe Dio, einen Tag nach ihrem Auftritt bei der Japan Expo
Nach einem überzeugenden Auftritt vor einem kritischen Publikum und mehr als 5000 Besuchern bei der Japan Expo, ist Dio zweifellos zu einer der am meisten in Frankreich erwarteten Band geworden. JaME hat für euch das Phänomen Distraught Overlord mit einem Interview voller Enthüllungen untersucht.
Für den Anfang, könnt ihr uns etwas über euren musikalischen Hintergrund erzählen?
Mikaru: Ich bin Mikaru, der Sänger von Dio. Bei mir hat es mit den Beatles angefangen und konzentrierte sich später auf John Lennon. Ich bewundere diesen Mann sehr und deshalb wollte in jungen Jahren wie er werden. Klar hat sich mein Musikgeschmack mit der Zeit geändert, aber wenn ich einen Namen nennen müsste, wer mich am meisten beeinflusst hat, dann wäre es definitiv John Lennon.
Wirklich? Wenn ich dich anschaue, wäre er mir wohl als letztes in den Sinn gekommen...
Mikaru: (lacht) Es hat an der Junior Highschool angefangen, na ja, eher zu Highschool Zeiten. Ich forderte meine Klassenkameraden auf mich John zu nennen! (Die anderen Mitglieder fangen an Mikaru John zu nennen und fangen an zu lachen.)
Ivy: Ich bin Ivy, der Bassist. Mit 12 Jahren, also noch zu Grundschulzeiten (Anm.: Grundschule dauert in Japan 6 Jahre) habe ich zum ersten mal T.M.Revolution gehört und habe von da an beschlossen Musiker zu werden. Zuerst spielte ich Gitarre, habe aber schnell festgestellt, das Gitarristen stets in den Vordergrund gestellt werden und das steht im Gegensatz zu meinem Charakter. Tatsächlich wollte ich ein Instrument spielen, welches mich ein wenig in den Hintergrund stellen würde, aber dennoch die Basis einer Band wäre. Also habe ich mich für die Bassgitarre entschieden.
Du siehst aus, als ob du sehr schüchtern wärst!
Ivy: Ja, das bin ich! (jeder in der Gruppe fängt an Ivy Timide (Anm.: bedeutet schüchtern auf Französisch) zu nennen und zu lachen)
Denka: Ich bin Denka, der Schlagzeuger. Als ich in der Junior Highschool war, war ich eher der Sport-Typ. Ich spielte Basketball. Aber mit etwa 19 fing ich an Schlagzeug zu spielen. Die zwei Drummer mit dem größten Einfluss auf mich sind Shinya von Luna Sea und Mike Portnoy von Dream Theater, und vor beiden habe ich natürlich eine Menge Respekt. Eigentlich habe ich als Gitarrist angefangen, aber in dem Klub meiner Highschool gab es schon mehrere Gitarristen. Also haben sie mir gesagt: Du wirst Schlagzeuger. Keine Widerrede! (lacht).
Erina: Ich bin Erina, einer der Gitarristen von Dio. Um die Wahrheit zu sagen, hat es mir nie Spaß gemacht in einem Büro zu arbeiten. Deshalb habe ich mich nach einem kreativen Beruf, wie dem als Künstler, umgeschaut. Außerdem kriegst du die Mädels einfacher herum und das Geld fällt dir in die Taschen, wenn du berühmt wirst! (lacht) All das hat sich für mich sehr verlockend angehört, also bin ich Musiker geworden.
Gehört da nicht eine etwas opportunistische Seite dazu? (Don't you think there is a little opportunist side to all that?)
Erina: Nein, ich sage mir einfach, dass man nur ein Leben habe und dieses sollte man mit Dingen die man mag ausfüllen, anstatt gute Möglichkeiten zu vergeben.
Kei: Ich bin Kei, der zweite Gitarrist der Gruppe. Ich kam zur Musik, weil mich die Auftritte von X-Japan und Luna Sea umgehauen haben. Als ich 16 war, gaben mir meine Eltern die erste Gitarre und das ist so etwa der Zeitpunkt, als ich zum Musizieren kam. Professionell wurde ich erst mit 19 Jahren.
Und wie habt ihr euch getroffen?
Ivy: Zu jener Zeit hatte Mikaru eine bombastische und sehr pompöse musikalische Werbung im Internet, und wahrscheinlich habe ich mir wegen diesem Pomp gesagt: Nun gut, vielleicht ist der Verfasser wirklich da draußen unterwegs. Und als wir uns trafen, haben wir uns sofort verstanden.
Mikaru: Um eine richtige Gruppe zu haben, benötigten wir also noch gute Gitarristen und einen guten Schlagzeuger. So kam es dann, dass wir im zweiten Schritt Kei trafen. Danach kam Erina und schließlich auch Denka.
Kei: Ich habe Denka bereits getroffen, als ich ebenfalls auf eine Werbung im Internet antwortete.
Mikaru: Aber es gibt da etwas, was unsere Bandgründung einzigartig machte. Normalerweise ist es bei der Auswahl der Personen so, das man deren Einstellung, Bühnenauftritt, musikalische Einflüsse und ähnliches betrachtet. Aber wir haben zuerst aufs Innere der Person geschaut, also seine Aura und sein Charisma, und erst an zweiter Stelle kam Talent und die Einflüsse. Folglich haben wir die Mitglieder als ganze Personen beurteilt.
Interessant! Jetzt mal zu eurem Namen, warum habt ihr Distraught Overlord gewählt?
Mikaru: Der Name kann als Größter Tyrann der Welt, der dem Wahnsinn verfiel übersetzt werden. Dieser Tyrann ist leicht zu beeinflussen, groß und dekadent, aber gerade die Stärken die aus diesem Charakter resultieren haben mich interessiert. Man muss wirklich stark sein um das gesamte Weltgeschehen zu verkraften.
Kann es sein, das ihr eine Nachricht mit der Aussage Die Welt wird von mächtigen und bösen Menschen regiert und du musst kämpfen um zu überleben hinter euerem Konzept habt? (Could it be that you have a message along the lines of "The world is manipulated by powerful and evil people and that you have to fight to survive" behind this concept?)
Mikaru: Wenn ich ein Bild wählen müsste, welches die Band repräsentiert, dann wäre es ein Turm der mitten aus dem Chaos empor steht. Uns ist es egal, ob Leute es mögen oder nicht. Wir versuchen nicht die Balance in eine der beiden Richtungen zu kippen, sondern einfach nur wir selbst, mit unseren inneren Stärken zu sein. Deshalb wollen wir der Turm im Chaos sein. Das was dabei zählt, ist wir selbst zu sein.
Ihr habt für eine noch recht junge Band, bereits eine Menge Videos abgedreht. Von all diesen beeindruckte mich Last Dance am meisten. Es sieht aus, als ob es in einem europäischen Schloss gedreht wurde. Könntet ihr da was darüber erzählen?
Erina: Um die Wahrheit zu sagen, es wurde in Japan gedreht. Dieses Schloss wurde von einem Japaner erbaut, der dafür Materialien aus Europa importiert. Also können wir sagen, dass es sich um ein echtes europäisches Schloss handelt. (lacht)
Könntet ihr uns eine kleine Zusammenfassung des Videodrehs erzählen?
Erina: Das Gebäude ist hoch oben auf einem Berg erbaut und wir haben zudem im Winter gefilmt, als die Temperaturen bei etwa 5 °C lagen. Mit unseren leichten Kostümen, der Temperatur und der Anzahl an Takes die wir drehen mussten, könnt ihr euch sicher vorstellen, was wir durchmachen mussten beim Dreh... (lacht)
Gestern habt ihr auf der größten japanischen Kultur-Veranstaltung in Europa gespielt. Wie waren die Reaktionen nach eurem Auftritt und was bedeutet dieses Event für euch?
Erina: Das französische Publikum ist während der Auftritte etwas direkter als das japanische. Und die Energie die von den Zuschauern stammt hat uns erfreut und ermöglichte uns gleich mit der Musik zu beginnen. Es hat uns wirklich glücklich gemacht.
Kei: Wenn wir uns die Japan Expo ansiehen, und das ist wirklich eine riesige Veranstaltung, dann fühlen wir uns ein wenig wie die musikalischen Botschafter in Frankreich und das ehrt uns sehr.
Mikaru: Ich habe herausgefunden, das Menschen aus Spanien und der Schweiz auch zur Japan Expo kamen. Und das was mich am meisten überrascht hat ist die Tatsache, das japanische Musik in ganz Europa ihre Anhänger hat.
Habt ihr vorher bereits vor solchen Mengen gespielt?
Erina: Nein, und gerade deshalb ist es wirklich rührend. Es hat unsere Herzen mit Freude gefüllt.
Kommen wir noch mal auf die PVs zurück, und vor allem der Zukunft der Gruppe. Wird es vielleicht eine Sammlung der PVs auf einer DVD geben?
Erina: Wir haben bereits zwei Singles veröffentlicht, die Teile einer Trilogie sind. Der dritte Teil kommt in naher Zukunft, vorher planen wir aber eine Live-DVD herauszubringen. Diese haben wir im Mai aufgenommen und sie wird im August erscheinen.
Es scheint, dass ihr viel Wert auf die Geschichte und vor allem auf euer visuelles...
Erina: Das stimmt. Jedes Lied hat sein eigenes musikalisches und visuelles Konzept und deshalb arbeiten wir die ganze Zeit an unserem Make-up und unseren Kostümen. Aber die künstlerische Herangehensweise wird sich nicht ändern, das ist schon mal sicher.
Wir haben noch ein wenig Zeit übrig, möchtet ihr noch was eueren französischen Fans sagen?
Mikaru: Ich war wirklich sehr gerührt vom französischen Publikum und das einzige was ich jetzt will ist so bald wie möglich zurückzukehren und euch wieder zu sehen.
Ivy: Danke Europa!
Denka: Bitte haltet euch über uns immer auf dem Laufenden!
Erina: Ich liebe Frankreich und möchte hier nicht weg!
Kei: Wir versprechen, wir kommen möglichst bald zurück!
JaME möchte Dio, JMusic-Distribution und Laurent Koffel für die Beleuchtung bei den Fotos danken.