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Jahresrückblick 2007 (3)

09/01/2008 2008-01-09 12:00:00 KoME Autor: Geisha & Finix

Jahresrückblick 2007 (3)

Teil 3 unseres Jahresrückblicks (2007) von Geisha und finix.


© JaME, all rights reserved
Geisha:

Dieses Jahr hat mich wenig überrascht oder begeistert und so gehen die meisten meiner Nominierungen einmal mehr an verlässliche alte Bekannte.

Künstler des Jahres sind erneut Moi dix Mois, die seit ihrer "Wiedergeburt" letztes Jahr zu einer unglaublich mitreißenden Liveband erstarkt sind, wie ihre diesjährige Europatour, die sie durch sechs verschiedene Länder führte, eindrucksvoll zeigte. Egal wo und unter welchen Umständen, überall gelang es ihnen mühelos, ihr Publikum zu begeistern. Mit ihrem aktuellen Album, DIXANADU, haben sie außerdem die perfekte Balance zwischen Melodie und Härte, Verträumtheit und Aggression, Gothic, Metal, Elektro und klassischen Elementen gefunden, was sich in einer zunehmend gemischten Fangemeinde wiederspiegelt: zu den angestammten J-Fans gesellen sich immer mehr Goths und Metaller, die nicht nur für steigende Zuschauerzahlen sorgen, sondern die Band auch langfristig gegen wechselnde Trends wappnen sollten.

Auch Kayas Karriere entwickelt sich weiterhin vielversprechend und vor allem abwechslungsreich. Nach dem Dance-orienterten Debutalbum Glitter überraschten die Single Ouka Ryouran und das Album Hiyakkiyakou durch die Verwendung traditioneller japanischer Instrumente wie Koto, während die Single Carmilla mit neoklassischen Klängen aus der Feder von HIZAKI aufwartete. Neben seiner erstaunlichen Stimme glänzt Kaya vor allem durch seine poetischen Texte, die die Abgründe der menschlichen Seele ausloten. Ausserdem beweist er eine ausgeprägte künstlerische Identität, denn ob treibende Clubhymne, Pianoballade oder Ethno-Pop, jede Note spiegelt unverkennbar die dekadente Welt wieder, die er in seinen aufwendig choreographierten (und nicht immer jugendfreien) Liveshows zum Leben erweckt.

HIZAKI selbst, dessen Karriere ich seit Schwardix Marvally mit Interesse verfolgt habe, sorgte mit dem Debutalbum seines HIZAKI grace project für ein weiteres Highlights des Jahres. Zwar waren beinahe die Hälfte der Songs auf Dignity of crest Neuaufnahmen älterer Kompositionen, doch hauchte ihnen die Ausnahmestimme von Juka (ex Moi dix Mois) neues Leben ein, und die neuen Stücke demonstrierten einmal mehr HIZAKIs Talent als Gitarrist und Songwriter.

Leider übertrug sich die Magie von HIZAKI grace project nicht auf Jukas Solokarriere, obwohl ihm mit KAMIJO und HIZAKI erfahrene Songwriter zur Seite stehen, doch wurde mein Vertrauen in das Team KAMIJO/HIZAKI mit Versailles wieder hergestellt. Zwar hatte ich in Anbetracht der bisherigen Arbeit der beiden etwas Kreativeres als guten alten Speed Metal erwartet, doch wie bei KAMIJOs früherer Band LAREINE, deren Ende die Enttäuschung des Jahres 2006 für mich war, erzählen auch die Texte von Versailles eine fortlaufende Geschichte und setzen, zusammen mit dem Gitarrenfeuerwerk von HIZAKI und TERU, originelle Akzente. Sowohl handwerklich als auch optisch zweifellos beeindruckend, werden Versailles in ihrer Heimat bereits als Retter des Visual Kei gehandelt, doch ob es ihnen tatsächlich gelingt, der immer eintöniger werdenen Szene frische Impulse zu geben, wird sich zeigen. Bisher scheinen sie in Japan jedenfalls mehr Anklang zu finden als im Ausland, wo sich die wenigsten Fans nach einer Abwechslung von einfach gestricktem Rock und Nu Metal zu sehnen scheinen.

Schliesslich verdienen auch Metis Gretel ein lobendes Wort. Letztes Jahr standen sie noch barfuß und in allem Anschein nach selbstgenähten Kostümen auf der Bühne, jetzt sind sie bei KAMIJOs Sherow Artist Society unter Vertrag und eine Veröffentlichung jagt die andere; alle randvoll mit phantasievollen und abwechslungsreichen Kompositionen: mal schnell und aggressiv, mal märchenhaft verträumt, mal bewusst schräg, dabei aber immer melodisch und nicht selten mit klassischen Einflüssen. Ihre chaotischen Liveshows, bei denen die Musiker schon einmal handgreiflich werden, bilden einen amüsanten Kontrast dazu. Dieses Jahr warteten sie gleich mit vier Releases auf: einer Neuveröffentlichung ihres Langspielers Devils Masquerade, der um einige neue Songs bereichert wurde, sowie drei Mini-Alben. Bleibt zu hoffen, dass sie ihr Pulver nicht zu schnell verschiessen und ihren Standard auch in Zukunft weiter steigern können.

Leider brachte 2007 auch wieder einige herbe Enttäuschungen. An erster Stelle ist Kisakis Abschied von der Bühne und das daraus resultierende Ende von Phantasmagoria zu nennen. Sein Rücktritt hinterlässt eine spürbare Lücke in der Indies-Szene, die er als Mitglied von u.a. Syndrome, La:Sadies, MIRAGE und Kisaki Project sowie als Chef der Plattenfirmen Matina und UNDER CODE über Jahre hinweg mitprägte. Zwar wird er UNDER CODE weiter leiten, doch ist dessen Zukunft ohne das populäre Dreigestirn Phantasmagoria, Vidoll und 12012 ungewiss. Den Fans von Phantasmagoria bleiben derweil die Doppel-Kompilation REQUIEM, die PV-Kompilation REINCARNATION und diverse Live-DVDs (sowie das Versprechen eines eintägigen Revivals in 2008) um sich über ihren Verlust hinwegzutrösten.

Auch die sonst unverwüstlichen Vidoll zeigten 2007 erstmals Schwächen. Zwar brachten sie mit ihrem Auftritt auf dem JRock Revolution Festival in den USA ihr erstes internationales Konzert hinter sich, doch fielen ihre ersten beiden Singles auf Sword Records, INNOCENT TEENS und Cloud, uncharakteristisch fade aus. Natürlich möchten sie als frischgebackene Major Label Band nun auch den Mainstream ansprechen, doch auch dazu ist ein Minimum an Charakter und Eingängigkeit erforderlich. Glücklicherweise hatte das Album Bastard dann wieder mehr Biss, wofür nicht zuletzt Bandleader Rames Beiträge verantwortlich waren, und so darf man hoffen, dass sie ihr Selbstvertrauen wiedergewonnen und nicht, wie so viele Bands vor ihnen, mit ihrem Indies-Status auch ihre künstlerische Eigenständigkeit abgelegt haben.

RENTRER EN SOI gaben dagegen besagte Eigenständigkeit auf und reihten sich sowohl musikalisch als auch optisch ins Heer der Dir en grey-Kopien ein; Sänger Satsuki und Gitarrist Takumi ließen sich sogar Kyos Tätowierungen nachstechen. Leider eignet sich Satsukis zarte Stimme besser für die hohen Tremoli, die bisher RENTRER EN SOIs Markenzeichen waren, als zum Kreischen und klingt nun eher komisch als wütend oder verzweifelt. Natürlich ist es nicht Dir en greys Schuld, dass so viele junge Bands sich damit begnügen, ihnen nachzueifern, anstatt ihren eigenen Stil zu finden, doch fragt man sich unwillkürlich, welche kreativen Kräfte freigesetzt würden, sollten sie sich eines Tages trennen. RENTRER EN SOI haben bereits vorgesorgt: während sich ihr Album The Bottom of Chaos, ebenso wie die vorangegangenen Singles THE ABYSS OF DESPAIR und AMONGST FOOLISH ENEMIES musikalisch klar an ihren grossen Vorbildern orientiert, sind die Texte teilweise Wort für Wort von Linkin Park übernommen.

Künstler des Jahres:
1. Moi dix Mois
2. Kaya
3. Metis Gretel

Album des Jahres:
1. Moi dix Mois - DIXANADU
2. Phantasmagoria - REQUIEM (Funeral Edition & Floral Edition)
3. HIZAKI grace project - Dignity of crest

Mini Album des Jahres:
1. Versailles - Lyrical Sympathy
2. Kaya - Hyakkiyakou
3. Metis Gretel - Maiden to Eden / Subliminal Dissection - Hiso no Shinkai

Enttäuschung des Jahres:
1. Kisakis Abschied von der Bühne und Trennung von Phantasmagoria
2. Entwicklung von RENTRER EN SOI
3. Vidoll Major

Newcomer des Jahres:
1. Versailles

finix:

Als es hieß: „JaME-Sklaven! Schreibt 'nen musikalischen Jahresrückblick 2007“ sah ich mich echt schon Harakiri begehen. Gab's denn überhaupt irgendetwas weltveränderndes, lobenswertes, erwähnenswertes oder gar empfehlenswertes? Mal abgesehen von der handvoll Bands von denen man sich die Platten schon aus purer Gewohnheit kauft, weil man da doch immer weiß, was einen erwartet.

Apropos Gewohnheit: Ist euch mal aufgefallen, dass man unglaublich dumme Dinge, unglaublich gerne zu wiederholen scheint? Zum Beispiel Guitar Wolfs Alben in seinen CD-Spieler werfen und den Lautstärkeregler ganz nach rechts drehen. Meine Boxen sind jetzt auf jeden Fall Schrott und ich der festen Überzeugung, dass ich mit "Dead Rock" das beste Guitar Wolf Album aller Zeiten in Händen halte.

Überzeugend gaben sich dieses Jahr auch Maximum the Hormone. Nachdem das Quartett nun schon seit Jahren die Indieszene mit ihrem innovativen Sound unsicher macht, schien es dieses Jahr an der Zeit, mehr zu erreichen. Mit „Zetsubou Billy“, dem Titelsong zur beliebten Anime Serie „Death Note“, erreichte die Truppe nun endlich die Hörer weltweit und man kommt gar nicht umhin sich über diesen riesigen Erfolg zu freuen.

Erfolg hatten dieses Jahr auch Pay Money To My Pain. Die gelungene Mischung aus Hardcore, Punk, Emo und Alternative, die ihr Debutalbum „Another Day Comes“ auszeichnet, kommt so frisch, neu und ehrlich daher, dass einem nicht einmal die Idee kommt, irgendwelche Vergleiche mit anderen Bands zu ziehen. In diesen Genres fast ein Ding der Unmöglichkeit und das verdient ehrlichen Respekt.

Respekt! War auch mein erster Gedanke nach dem envy Konzert im giessener MUK. Diese Truppe hat es tatsächlich geschafft sich über fast zwei Jahrzehnte mit jedem Album neu zu erfinden. Und auch mit der letzten Veröffentlichung "Abyssal" zeigte die Band, die vor fünfzehn Jahren noch bescheidenen Hardcore spielte, dass man auch anders älter und reifer werden kann als in Jogginghosen vorm Fernseher.

Und wo wir gerade bei älteren und reiferen Herren sind: Diese ganzen Wiedervereinigungen japanischen Rock-Urgesteins dieses Jahr war schon irgendwie überraschend, oder? Ich für meinen Teil freue mich schon mal über den Kauf der neuen Oblivion Dust CD.

Gekauft habe ich dieses Jahr nicht wirklich viele Cds aber “Dozing Green” von Dir en Grey und “Termination” von den Indierockern 9mm Parabellum Bullet waren auf jeden Fall dabei. Kommentieren muss man das nicht, da man genau das bekam was man erwartet hatte.

Große Erwartungen meinerseits lagen dieses Jahr auch auf Coaltar of the Deepers. Ihrem schrägen Mix aus Dreampop bzw. Shoegaze, Alternative und Metal ist die Truppe zwar treu geblieben aber für das 2007er Album "Yukari Telepath" wurde auch tief in andere Genrekisten wie etwa Enka, Ambiente und Elektro gegriffen und somit ein unvergleichliches Album geschaffen. Traurigerweise verließ Bassist Yoshio 2007 die Band aber der passende Ersatz war schnell, und sehr zu meiner Freude, mit Kenjiro Murai(ex. cali-gari) gefunden.



Künstler des Jahres
1) Coaltar of the Deepers
2) Maximum the Hormone
3) Pay Money To My Pain

Album des Jahres
1) Coaltar of the Deepers - Yukari Telepath
2) Guitar Wolf – Dead Rock
3) 9mm Parabellum Bullet - Termination

Song des Jahres
1) Maximum the Hormone – Zetsubou Billy
2) Dir en Grey – Dozing Green
3) Pay Money To My Pain – Home

Single des Jahres
1) envy - Abyssal
2) Coaltar of the Deepers - Tortoise EP

Newcomer/Entdeckung des Jahres
1) Pay Money To My Pain
2) 9mm Parabellum Bullet

Überraschung des Jahres
1) Kenjiro Murai (ex. Cali-gari) spielt nun bei Coaltar of the Deepers
2) Die ganzen Wiedervereinigungen japanischer Rock Urgesteine
3) Envy endlich auch in Deutschland Live zu bewundern
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Jahresrückblick 2007

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