Review zum siebten Studioalbum von Japans Nr. 1 Noise Band
Künstler: Melt-Banana
Titel: Bambi´s Dilemma
Typ: Album
Veröffentlichung: April 2007
Stil: Experimental/Punk/Noisecore
Bewertung: 9/10
Tracks:
01 Spider Snipe
02 Blank Page of the Blind
03 Cracked Plaster Cast
04 Heiwaboke Crisis
05 Cat Brain Land
06 Plasma Gate Quest
07 Type: Ecco System
08 The Call of the Vague
09 Green Eyed Devil
10 Crow's Paint Brush (Colour Repair)
11 T For Tone
12 Slide Down
13 Lock the Head
14 One Drop, One Life
15 In Store
16 Dog Song
17 Chain Keeper
18 Last Target On the Last Day
In der Musikwelt haut einen ja heutzutage kaum noch etwas um, aber was mich persönlich immer in helle Aufregung versetzt, ist die Aussicht auf ein neues Album vom Japanoise Aushänge-Schild Melt-Banana. Und nach geschlagenen drei Jahren Durststrecke war es endlich wieder so weit: am 24. April 2007 kam "Bambi´s Dilemma" in die Plattenläden. Wie ein kleines Kind an Weihnachten, mit der CD in der Hand, dessen Titel wohl auf ein Dilemma im Hause Disney hinweist, schmiss ich mich also in mein größtes musikalisches Abenteuer 2007.
Nach dem ersten stürmigen Durchlauf des knapp 35 Minuten andauernden Longplayers auf dem 18 Avantgarde-PingPong-Pop-Noise-Kinderfasching-Punk-Spielkonsolensound-Core Titel zwischen Genie und Wahnsinn ihren Platz gefunden haben, muss man erst mal seine Gehirnwindungen wieder entzwirbeln und seine Frisur richten.
Melt-Bananas siebtes Studioalbum birgt keine großen Überraschungen und ist auch bei weitem nicht so in sich geschlossen wie das 2003 veröffentlichte "Cell-Scape" aber dennoch schafft dieses Album etwas, was die Vorgänger nicht geschafft haben: Melt-Bananas Pop-Genie ("Cell-Scape") mit den wahnwitzigen, überdrehten, abgedrehten und unvergleichlichen Noiseattacken ("Teeny Shiny"), für die die Band seit Jahren berühmt-berüchtigt ist, zu vereinen.
Alteingesessene Fans dürften sich auch sehr darüber freuen, dass sich das Trio bei zumindest sieben der achtzehn Tracks ihrer Noise-Wurzeln besinnen. Sprich: 30 Sekunden, lo-fi, elektronisch verzerrte Geräuschexplosionen begleitet von einer der-song-ist-vorbei-bevor-du-auch-nur-einmal-luft-holen-kannst Rhythmus Sektion. Neuen Fans hingegen wird auf der ersten Hälfte des Albums mit konventionelleren Songstrukturen der Zugang zu Melt-Banana leichter gemacht als jemals zuvor. Wie das in etwa klingt? Stellt euch die Yeah Yeah Yeahs in doppelter Geschwindigkeit und mit Spongebob als Sänger vor.
Aber auch dieses Album ist, wie "Cell-Scape", gespickt von kleineren Überraschungen, die man so und vor allem bei Melt-Banana nicht erwartet hätte. Witzige, abgedrehte C64-Samples wie bei "Cat Brain Land", psychedelisch-düstere Einlagen wie bei "Type: Ecco System", eine komplett unverzerrte Gitarre wie beim Intro von "The Call of the Vague" oder gar der Einsatz eines Theremins (Ätherophon/Ätherwellengeige) sorgen für einiges an Unterhaltung und lassen bei diesem Album keine Langeweile aufkommen.
Die drei Ausnahmemusiker aus Tokyo sind also bestens in Form und haben es wieder mal geschafft ein großartiges Album auf die Beine zu stellen ohne in fremden Gewässern fischen zu müssen. Da wartet man auch gerne mal drei Jahre auf ein Album.
