Ein kurzes Review zu m-flos Debütalbum. Been so long!
Künstler: m-flo
Titel: Planet Shining
Typ: Album
Stil: Pop, Hip Hop, R&B, Electro
Veröffentlichung: 23.02.2000
Tracklist:
01 Intro
02 Ten Below Blazing
03 Announcement: Interlude 2
04 Planet Shining
05 Come Back To Me
06 Guidance: Interlude 3
07 CHRONOPSYCHOLOGY
08 Hands
09 Radio Show: Interlude 4
10 saywhatchugotta
11 Just Be
12 Line Holding: Interlude 5
13 Quantum Leap
14 L.O.T.(Love Or Truth)
15 Deep Within
16 been so long
17 Outro
Lang ist's her! m-flos Debütalbum (Die zuvor veröffentlichten Mini-Alben zählen nicht..) erschien 2000, in dem Jahr schaffte Turkmenistan die Todesstrafe ab, Rage Against the Machine veröffentlichten ihr letztes Album, die Olympischen Sommerspiele fanden in Sydney statt und ganz nebenbei lieferte ein japanisches Hip-Hop Trio ein Debütwerk ab, welches es in sich hat. Heute sind m-flo nur noch zu zweit (.. und ja, Rage Against the Machine sind auch wieder da!) und haben es weit gebracht, sich weiterentwickelt - ihr erstes Album kann man sich aber getrost anhören, das hat zwar damals keine Musikgeschichte geschrieben, drei talentierten Musikern jedoch einen grandiosen Einstieg ins Musikbusiness beschert. (Und in Deutschland waren DJ Ötzi und Zlatko auf Platz 1 der Charts..)
Die gleiche Frau, die uns auf "BEAT SPACE NINE" (Ein später erschienenes Album) im Global Astroliner begrüßt, leitet auch "Planet Shining" ein. Während das Ziel bei "BEAT SPACE NINE" allerdings 'Planet Earth' ist, geht es diesmal - Überraschung! - in Richtung 'Planet Shining'. Damals noch progressiv, lässt die Reise einen heute eher in Nostalgie schwelgen, 90er-Sound macht's. Das Ganze gemischt mit m-flos damals schon sehr modernen und elektronischen Einflüssen lässt "Planet Shining" aber keinesfalls zu einer Platte werden, die man nach acht Jahren etwas beschämt belächelt, stattdessen wirkt das Album teilweise eher zeitlos und erinnert hin und wieder an die m-flo loves...-Serie, eines steht also fest: Ihrem Stil sind sie treu geblieben, auch nach LISAs Ausstieg. Lediglich die Vielseitigkeit, für die m-flo mittlerweile bekannt sind (Da gibt's dann auch schon mal einen Rock- oder Jazztrack auf die Ohren, mit dem man so gar nicht gerechnet hat), vermisst man auf "Planet Shining" hin und wieder, aber in Anbetracht der Tatsache, dass es sich dabei um ein Debütalbum handelt, drückt man gern ein Auge zu.
VERBALs Raps sind noch nicht ganz so ausgeklügelt, LISAs Gesang hin und wieder definitiv ausbaufähig und die Synthesizer-Sounds klingen teilweise wie aus dem Wohnzimmer-Studio, trotzdem hat jedes Lied etwas besonderes - sei es nun der harmonische Refrain, der einen auf einmal umhaut, eine nahezu rappende LISA, besonders gute Rap-Parts von VERBAL (Damals schon genial) oder TAKUs raffinierte Produktion. Und Abwechslung gibt es trotz der fehlenden Vielseitigkeit - dem etwas chaotischen Upbeat-Track "Ten Below Blazing" folgt ein nahezu psychedelisches, loungeartiges Lied namens "Planet Shining", welches sich nach und nach entfaltet und kurz darauf kann man sich über die gefühlvolle Pop-Ballade "Come Back To Me" freuen, die mit Akustikgitarren, LISAs überraschend erwachsenem Gesang und gefühlvollen Lyrics auf ganzer Linie überzeugt
("Even if I tried depending on the nostalgic memories,
it's just a one-time kind of happiness
If you forgive me, I want to see you immediately,
I want to say "I'm sorry" from the bottom of my heart")
Dann wären da noch das nahezu rebellische, sehr direkte "CHRONOPSYCHOLOGY" (Sehr amerikanisch und 90er Jahre like, klingt ein bisschen nach TLC oder "Bug A Boo" von Destiny's Child, bloß schneller & radikaler), "saywhatchugotta", durch und durch Hip-Hop, "Just Be", sehr entspannt und ein wenig nach Jazz klingend, der Upbeat-Track "Quantum Leap", in dem LISA und VERBAL rappen und ordentlich ihre Meinung sagen (LISA erinnert an Eve, geradeheraus und sehr selbstbewusst) und Hits wie "L.O.T." und "been so long", die Fans wohl auch heute noch unter die Haut gehen. "Deep Within" ist so gar nicht m-flo like, kein Rap sondern eher aufgenommene Gespräche, sehr basslastiger Blues begleitet von langsamen Beats und Piano, schade, dass m-flo danach keinen vergleichbaren Track mehr gemacht haben, nichts, was so entspannt und sexy zugleich war. "Deep Within" zeugt auch inhaltlich von m-flos Talent, so behandeln LISA und VERBAL das schwierige Thema der Trennung auf ehrliche und ernste Art und Weise, mal wispernd, mal amüsiert, mal aggressiv, mal resignierend. In Verbindung mit der Musik kann man sich die beiden perfekt in einer finsteren Bar vorstellen, rauchend und diskutierend - das PV dazu hätte ich wirklich gerne produziert.
Im Outro hört es sich fast so an, als würde das Raumschiff in dem wir uns befinden abstürzen - so ganz deutlich wird das nicht, aber eines ist klar: m-flo sind nicht abgestürzt. In einem Lied sagt VERBAL "We gotta find our way" - und den haben sie definitiv gefunden.
m-flo sind heutzutage experimentierfreudiger (Na ja, okay, auf "Planet Shining" befindet sich ein Interlude, welches sage und schreibe 4 Minuten und 38 Sekunden lang ist, das ist schon irgendwie experimentierfreudig..) und das Album teilweise sehr seicht, Mama würde es sicherlich nicht stören, wenn ihr das im Wohnzimmer spielt - so sind die Rap-Parts in einigen Liedern sehr rar und noch vorsichtiger, poppiger als mittlerweile. "Planet Shining" zeigt die Anfänge und wenn man sich beispielsweise "Hands" anhört, kann man sich vorstellen, wie Taku mit verbissenem Blick vorm Heim-Keyboard steht und fröhlich klimpert, während er innerlich plant, einst mit m-flo Japan zu erobern.. Aber genau diese Ecken und Kanten, gerade die teilweise amateurhaften Instrumente, machen die Songs zu etwas besonderem und die Gruppe liebenswert. Und wenn man sich m-flo heute anguckt, auf der Bühne der Yokohama Arena vor bebendem Publikum, erwachsen und erfolgreich, und dann betritt LISA die Bühne und performt mit den beiden, dann wird man eben doch irgendwie nostalgisch, denkt an die Anfänge zurück und belächelt das Ganze, allerdings keinesfalls beschämt, sondern vielmehr beeindruckt davon, was m-flo nach diesem viel versprechenden Debütalbum erreicht haben.