m-flos Zukunft ist ungewiss und die derzeitige Pause war für Fans ein großer Schock. Wir versuchten, etwas Licht ins Dunkel zu bringen und stellten DJ Taku Fragen über m-flo, die Vergangenheit, die Zukunft und Hip-Hop.
m-flo sind die Pioniere des japanischen Hip-Hop und ihr Erfolgsrezept ist simpel: Klassischer Hip-Hop, der mit anderen Musikstilen gemischt wird, dazu abgefahrene Beats von DJ Taku, verrückte Raps von Verbal und eine Prise Würze - eine einzigartige Kombination, durch die das Erfolgsduo hervorsticht. Im Februar erschien ihr zweites Best of-Album, JaME nutzte diese Gelegenheit und unterhielt sich mit Taku Takahashi.
Bitte stell dich zuerst unseren Lesern vor!
Taku: Mein Name ist Taku Takahashi. Ich bin Mitglied von m-flo. Verbal rappt, ich mache die Beats.
Wie würdest du eure Musik und m-flo als Ganzes beschreiben?
Taku: Ich denke, dass sich unser Sound an Club- und Dancemusik orientiert, zugleich ist es aber auch sehr schwer, uns zu kategorisieren, weil wir sehr facettenreich sind und verschiedene Genres mögen. Verbals Stärke ist auf jeden Fall der Hip-Hop, während ich House und Electro mag... Verbal hat unserer Gruppe diesen Namen gegeben, weil wir in die japanische Musikszene einschlagen wollten. Die war nämlich damals nicht sonderlich vielseitig und wir wollten dem Ganzen Würze verleihen. Ich hoffe, dass wir mit unserem Beitrag etwas verändert haben.
Ihr habt im Februar euer zweites Best of-Album veröffentlicht: "Award SuperNova -Loves Best-". Diese CD enthält eine ziemlich abgerundete Sammlung eurer m-flo loves...-Serie, man findet darauf beispielsweise ältere Songs wie "miss you", aber auch neuere Stücke wie "Luvotomy" und "Love Song". Denkt ihr, dass "Award SuperNova -Loves Best-" einen guten Überblick über eure Projekte ermöglicht?
Taku: Offen gesagt war es sehr schwierig, diese Lieder auszuwählen, weil die meisten Songs unserer "loves-Reihe" sehr individuell sind. Insgesamt denke ich, dass das Album eine gute Vorschau für Leute bietet, die uns als Künstler kennen lernen wollen. Wenn ihr es mögt, hört euch bitte auch die Alben an, die wir damals gemacht haben!
Wo wir schon beim Thema sind - wie seid ihr eigentlich auf das m-flo loves...-Konzept gekommen und warum habt ihr euch letztendlich dazu entschieden, so viele Kollaborationen zu veröffentlichen?
Taku: Es ist schwer zu sagen, wie wir auf diese Idee gekommen sind. Aber eines kann ich sicher sagen: Wir wollten immer schon Dinge machen die einzigartig sind, die vorher noch niemand probiert hat. Ich denke, dass die "loves-Reihe" im Endeffekt ein riesiges Projekt geworden ist. Wir haben diesem Thema drei Alben gewidmet und mit 42 Künstlern gearbeitet. Ich finde das ziemlich verrückt und wir haben echt viel Arbeit reingesteckt. Viele Künstler kamen von anderen Labels und ich selbst hätte mir nie träumen lassen, dass wir mit so vielen talentierten Musikern zusammenarbeiten würden.
"Award SuperNova -Loves Best-" ist sozusagen eine kleine Zusammenfassung eurer bisherigen Karriere. Da wir nun schon über die Vergangenheit gesprochen haben, würden wir nun gerne etwas über eure Zukunft erfahren. Was denkst du, hält diese für m-flo bereit? Haben die m-flo loves...-Kollaborationen eine Zukunft? Und wo siehst du eure Gruppe in zehn Jahren?
Taku: Zukunft? Hmmm, ich weiß nicht, was ich dazu sagen darf, aber wir würden gerne weiterhin einzigartige Dinge machen. Im Moment pausieren wir. Wir kümmern uns um unsere Soloprojekte und produzieren die Musik anderer Künstler. Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Erfahrungen m-flo prägen werden. Ich weiß nicht, wann wir als m-flo weitermachen werden, aber wenn wir das tun, wird es - da bin ich mir sicher - spektakulär und verrückt sein.
Eure Musik ist sehr vielseitig. Klar, alles dreht sich irgendwie um Hip-Hop, aber ihr benutzt auch Elemente aus anderen Genres: R&B, Dance, Pop, Pop-Rock, und manchmal sogar Jazz. Bevorzugt ihr ein bestimmtes Genre? Und gibt es einen Musikstil, den ihr noch nie berücksichtigt habt, aber gerne einmal einbauen würdet?
Taku: Als DJ spiele ich Electro und Tech House. Zu Hause höre ich vor allem akustischen Soul und Bossa Nova. Mir ist klar, dass es wichtig ist, über Genres zu reden, aber wenn wir Musik kreieren, ist das eigentlich nicht unser Hauptaugenmerk. Mir ist es wichtig, dass ich immer etwas persönliches produziere, für mich selbst und für die Zuhörer. Das ist trotzdem eine ziemlich gute Frage.
Die Anzahl eurer Kollaborationen ist fast schon rekordverdächtig und ihr habt mit ziemlich vielen talentierten Künstlern gearbeitet. Gibt es jemanden, mit dem ihr gerne mal ins Studio gehen würdet, der bisher aber nicht mit euch gearbeitet hat?
Taku: Ich würde echt gerne mit Utada arbeiten. Ich halte sie für eine großartige Künstlerin und ich glaube, mit ihr könnten wir was total einzigartiges machen.
Wie funktioniert das eigentlich, wenn ihr mit diesen verschiedenen Künstlern arbeitet? Texte und Musik zum Beispiel - ist das eure Arbeit, oder wirken die jeweiligen Künstler daran mit?
Taku: Das kommt immer auf Song und Künstler an. Bei BoAs "Love Bug" haben beispielsweise Verbal und ich alles geschrieben. Andererseits haben Ryohei und melody. ziemlich viel zu "miss you" beigetragen. Wir diskutieren für gewöhnlich vor den Aufnahmen mit den jeweiligen Künstlern und haken nach, ob sie am Song schreiben wollen, oder nicht.
Um weiter auf eure Texte einzugehen: Die sind meistens sehr kreativ. Was inspiriert euch da? Habt ihr bestimmte Themen, die ihr bevorzugt?
Taku: Bitte fragt Verbal. Ich weiß echt nicht, wie er das macht, aber er kommt ständig mit diesen verrückten Texten an.. (lacht)
Nicht nur eure Texte sind kreativ, auch eure Konzerte und Musikvideos wirken sehr originell. Was inspiriert euch dazu?
Taku: Wir können uns glücklich schätzen, weil wir mit sehr kreativen künstlerischen Leitern arbeiten. Wir geben unsere Ideen an sie weiter, aber ich denke, im Endeffekt gebührt jeglicher Dank ihnen.
Eure Songs sind vor allem eines: Sehr positiv und atmosphärisch. So was kommt in Japan gut an, während in Amerika Gangster Rap populär ist - was denkt ihr darüber? Euer Lied "LOVE ME, HATE THE GAME" (Album: "COSMICOLOR") erinnert an diesen Stil, was vor allem an dem ziemlich expliziten Text liegt. Können wir von euch in Zukunft weitere Songs dieser Art erwarten?
Taku: Ich glaube, dass nahezu jeder Gangster Rap hört. Wir sind alle damit aufgewachsen und wir mögen Hip-Hop. Unser Stil ist aber anders, ich weiß. Das liegt daran, dass wir keine Gangster sind und es einfach nicht ehrlich klingen würde, wenn wir uns als Hustler darstellen würden.
Ich habe den Text zu "LOVE ME, HATE THE GAME" nicht geschrieben, also sollte ich lieber die Klappe halten, aber ich denke, dass das Ganze eher eine Antithese zum Gangster Rap ist. Für uns war es ziemlich leicht, diesen Sound zu kreieren, weil wir mit dem Hip-Hop aufgewachsen sind. Auf der anderen Seite finde ich aber auch, dass die Beats zu dem Lied eher von elektronischer Musik aus Europa beeinflusst worden sind.
"Award SuperNova -Loves Best-" enthält auch den Song "HEY", den ihr damals mit der Ikone Akiko Wada für euer Album "Beat Space Nine" aufgenommen habt. Diese Zusammenarbeit war irgendwie überraschend, weil sich wohl kaum jemand ein Lied von euch beiden, also von m-flo und Akiko Wada, vorstellen konnte. Wie war es denn, mit ihr zu arbeiten?
Taku: Für uns ist Akiko Wada sozusagen das, was James Brown in den USA ist. Es war wirklich eine große Ehre, mit dieser lebenden Legende zu arbeiten.
Im Song "gET on" konnte man dich endlich mal rappen hören, Taku. War das eine einmalige Angelegenheit, oder willst du das noch mal machen?
Taku: Eigentlich habe ich vorher schon mal gerappt, nämlich in "the Rhyme Brokers", der erste Song, den m-flo jemals gemacht haben. Es ist echt lustig, zwischendurch mal zu rappen, aber ich kümmere mich lieber um die Beats.
Bei eurem legendären Konzert in der Yokohama Arena habt ihr ein paar ziemlich alte Songs mit eurem ehemaligen Bandmitglied Lisa performt, darunter "been so long". Es war überraschend aber auch großartig, so einen Song bei einer Show im Jahr 2007 zu hören. Wie war es, wieder mit ihr aufzutreten?
Taku: Die Zusammenarbeit mit Lisa hat ziemlich viele Leute überrascht. Nachdem sie gegangen war, hat niemand damit gerechnet, dass wir jemals wieder gemeinsam auftreten würden.
Wieder mit ihr zu arbeiten, hat sich für uns sehr natürlich angefühlt, weil Lisa und wir schon immer daran geglaubt haben, dass es innerhalb der Musik keine Grenzen gibt. Es war sehr besonders für uns, wieder mit ihr auf einer Bühne stehen zu dürfen. Wir hoffen, dass wir das wiederholen können.
Verbal ist Halbkoreaner und hat im Song "I'M DA 1" sogar auf Koreanisch gerappt. m-flo haben außerdem mit verschiedenen koreanischen Künstlern gearbeitet, darunter BoA, Whee Sung und Clazziquai Project. Kennt ihr euch mit der koreanischen Musikszene aus? Und seid ihr in Korea populär?
Taku: Sorry, Verbal ist nicht hier (lacht). Aber.. die koreanischen Fans sind CRAZYYYY!! Ich finde, wir sollten mit weiteren koreanischen Künstlern arbeiten.
Verbal rappt auf Japanisch, Englisch und - wie vorhin gesagt - manchmal Koreanisch. In welcher dieser Sprachen kann er seine Gedanken und Gefühle am besten übermitteln?
Taku: Er denkt auf Englisch und auf Japanisch. Ich persönlich denke aber, dass Englisch seine Spezialität ist..
Verbal hat das Label "espionage records" gegründet, die dazugehörige Webseite ist aber ziemlich veraltet. Ist das Label noch aktiv?
Taku: Die "Tachytelic"-Webseite ist auch ziemlich veraltet. Wir beide sollten uns echt darum kümmern!
Ihr veröffentlicht oft Remixalben. Auf "Dope Space Nine" findet man zum Beispiel die Remixversionen sämtlicher Songs vom Album "Beat Space Nine". Taku, du bist ein professioneller DJ, wie ist es für dich, wenn du dir deine Lieder anhörst, die von anderen Künstlern bearbeitet wurden?
Taku: Ich finde es immer wieder großartig, mir diese Remixversionen anzuhören. Das ermöglicht mir andere Perspektiven. Außerdem kommen die gemixten Songs, die wir veröffentlichen, von unseren Lieblingskünstlern.
Hast du zum Schluss noch eine Nachricht an unsere Leser?
Taku: Vielen Dank, dass ihr diesen Artikel gelesen habt. Es macht echt Spaß, mit Leuten in Kontakt zu sein, die nicht aus Japan kommen. Ich hoffe, dass wir in Kontakt bleiben werden, hört euch auf jeden Fall unsere Musik an!
Vielen Dank für das Interview!
JaME dankt m-flo und Avex Entertainment Inc.