Review

GaGaalinG - Royal Stranger

02/09/2009 2009-09-02 04:58:00 KoME Autor: Jasy

GaGaalinG - Royal Stranger

Die Gothic-Loud-Rock-Kombo GaGaalinG und ihr königlicher Fremdling bei Gan-Shin.

Künstler: GaGaalinG
Titel: Royal Stranger
Typ: Album
Stil: Gothic-Rock/ div. Popelemente
Veröffentlichung: 13.06.2008
Wertung: 7,5/ 10

Tracklist:
01. RENDEZVOUS R.S.version
02. REVOLUTION
03. Shower (album mix)
04. Piasu (pierced pleasures)
05. Yume utsutsu
06. Flash Back
07. i-SCREAM MACHINE
08. losing you
09. FROZEN HEART
10. Michishirube (Foot Print) (album mix)
11. Rain Man
12. lost in child
13. desperate (album mix)
14. COWARD
15. time is time
16. Twisted Heart (Bonustrack)

CD Extra:
01. RENDEZVOUS PV
02. i-SCREAM MACHINE PV
03. Piasu PV

Zugegeben, die Aussicht darauf, einmal eine Frau an einem Mikro einer Gothic-Rockband zu hören, war schon sehr verlockend. Als ich dann das Album in einem Laden sah, griff ich kurzerhand zu, ohne zu wissen, worauf ich mich da überhaupt einlasse. Das Booklet ist hübsch bebildert und zeigt die vier Musiker GaGaalinGs in verschiedenen Posen in ihren h.NAOTO-Kostümen. Doch nun zur CD. Kaum im Player, fielen mir gleich zwei Sachen auf: Zum einen der überwiegend dumpfe Klang der Songs und zum zweiten die leicht quietschige Stimme von Sängerin MYM. Wer die Gesangsstimmen von japanischen Damen nicht gewöhnt ist, für den werden die ersten Minuten eine echte Zerreißprobe.

Track Nummer 1, "RENDEZVOUS", wurde für das Album leicht verlängert und begrüßt den Hörer mit dumpfen Bass und Schlagzeugklängen, nach und nach gesellen sich verzerrt-wirkende Synthesizereffekte hinzu. Nach über einer Minute geht dann der eigentliche Song los und durch MYM erhält er eine bedrohliche Stimmung, allerdings wird gerne zwischen fröhlichen und bedrohlichen Melodien hin und her gewechselt. Dies ist übrigens nicht die Ausnahme, sondern scheint bei GaGaalinG größtenteils sogar die Regel zu sein. Nach dem abrupten Schluss schließt sich das energetische "REVOLUTION" an, welches mit eigenwilligen Backvocals aufwartet, sich durch den Wechsel vom langsamen Gesang zum schnellem Rhythmus auszeichnet und dem ein gewisses arabisches Flair anhaftet. Das flotte Gitarrensolo macht Lust auf mehr. Traumhafte Synthesizer, MYMs gefühlvoller wie kraftvoller Gesang und eine insgesamt gesehen sehr schöne Gesamtkomposition konnten mich sofort für "Shower" begeistern. Im Refrain versteckten sich ein paar sehr harmonische Backvocals und selbst für einen leichten Kitsch mit "La la la" wurde gesorgt. Ebenso bezaubernd ist für mich "Piasu" geraten: Eine helle, fröhliche Note, die dem Song einen gewissen beschwingten wie dynamischen Charakter verschafft. Der mitreißende Beat, die gelegentlichen Klavierklänge und das fetzige 80er Jahre Gitarrensolo tun da noch ihr übriges.

Im Anschluss gibt es mit "Yume utsutsu" die erste Ballade á la GaGaalinG zu hören. Allerdings gibt es hier nicht nur beruhigende Akustikgitarren- und Klavierakkorde zu hören, sondern ebenso übermächtig einfallende elektrische Instrumente. Aggressiv und mysteriös wird mit "Flash Back" fortgesetzt. Allerdings fiel mir eine leichte Trägheit im Song auf, die ich als störend empfand, auch der oben erwähnte Wechsel aus hell und düster spielt da eine Rolle. Wirklich durchwachsen ist die Singleauskopplung "i-SCREAM MACHINE": Mal lauernd, mal wehmütig und der überwiegend allmächtige Instrumenteneinsatz im Refrain, zu welchem sich später in der Bridge noch Gescratche und Gebrüll mischen, ist ganz sicher nicht jedermanns Sache und mir gefällt dieser Stilmix ganz und gar nicht, da könnte ich schreien. Eigentlich würde man allein hinter dem Titel "losing you" eine Ballade vermuten, aber Pustekuchen. GaGaalinG haben hier einen flotten Song geschaffen, der mit einem starken Bass von JUN und einer wuchtigen Gitarrenbegleitung aufwartet, die einen regelrecht erdrückt. Alles in allem aber wirklich kein schlechter Song.

Mit seinem gemächlichen Karibikbeat fällt "FROZEN HEART" eindeutig aus dem Erwartungsrahmen heraus. Die mittelschnelle Hymne zeichnet sich vor allem durch ihren sehnsuchtsvollen Klang aus. Anschließend geht es balladesk weiter: "Michishirube" haftet ein heller Grundton an, der mit verfremdeten Backvocals und einer beruhigenden Akustikbridge, in der sich noch ein kräftiges aber keinesfalls deplatziertes Gitarrensolo verbirgt, aufgewertet wird. Die ersten Töne von "Rain Man" sind mysteriöse Synthesizerklänge, schnell mausert sich der Song jedoch zu einem schnellen Lied mit flotten Vocals und einer positiven Grundstimmung. In die interessante Bridge wurden kurze Stopps und ein dynamisches kurzes Gitarrensolo von MOTO☆G3 eingeflochten. Das Orientalische scheint es ihnen in "lost in child" angetan zu haben: Der ägyptische Touch, gepaart mit verfremdeten Vocals, schwerem Gitarrensound und dem um einige Nuancen heller und leichter geratenen Refrain, gefällt mir sehr gut.

In eine düstere Welt entführt Drummer Cherry "G" die Hörer zu Beginn von "desperate". Der Sound ist satt und die verfremdeten flotten Vocals geben dem Lied eine weitere Würze - einziges Manko, mit 2:35 Minuten ist es sehr kurz geraten. Einen Gang runter schalten die vier musikalisch in "COWARD". Hier erwartet den Hörer eine melancholisch düstere Klavierkulisse. Diese wird durch den zusätzlichen Einsatz von Streichern in eine sehnsuchtsvolle Ballade verwandelt. So, als würde ihnen tatsächlich die Zeit zwischen den Fingern zerrinnen, wechselt "time is time" beständig zwischen einem schnellen und einem langsamen Tempo hin und her. Die eigenartigen Synthesizer, die verfremdeten Backvocals und MYMs eigenartige Gesangsmelodie (oft singt sie höher als notwendig wäre oder es klingt einfach nur schräg) ergänzen den eigenwilligen Eindruck und entwickeln irgendwann eine hypnotische Wirkung. "Twisted Heart" ist der letzte Track des Albums und für die Europäer gleichzeitig ein Bonustrack. Düster und aggressiv wirkt er, stellenweise haftet ihm allerdings ebenso eine Rock'n'Roll- und Swingnote an und lässt ihn dadurch um einige Nuancen heller werden. Die Gitarrenakkorde des Solos erinnern mich oft an das Kampfthema der alten Batman Realserie, wirken jedoch durchaus reizvoll. Und dann ist ganz unvermittelt Schluss.

Ganz vorbei ist es allerdings dann doch noch nicht. Wer die CD jetzt in den Rechner schiebt, kann sich noch drei Musikvideos anschauen. Zur Auswahl stehen "RENDEZVOUS", "i-SCREAM MACHINE" und "Piasu". Gemeinsam haben alle drei ein leicht krisseliges Bild, fehlende Schärfe, dafür aber starke Farben mit ausgezeichnetem Kontrast, einen dumpfen Klang, der in "Piasu" sogar noch zum Übersteuern neigt, und einen rauchenden MOTO☆G3 mit Hut. Allerdings wurden die einzelnen Videos sehr interessant inszeniert: "RENDEZVOUS" sieht man den Gothictouch deutlich an - die Kostüme der Musiker, Kreuze, Engel und der Drehort im Allgemeinen. Das Mausoleum bzw. der Friedhof unterstützen den Charakter des Songs und bringen diesen sogar noch besser zur Geltung als die reine CD-Audiovariante. Als ebenso düster, mysteriös und apokalyptisch kann man den Clip zu "i-SCREAM MACHINE" beschreiben: Eine Ruine als Location, Sängerin MYM, die gelegentlich in einer Mädchen-Schuluniform mit einem Katana bewaffnet auftaucht, sowie sehr dynamische Schnitte. Und das Video zu Nummer 3 weist für mich starke Parallelen zu Silent Hill: The Room auf. Wer das Spiel kennt und dort schon einmal das Wassergefängnis, genauer die Dusche, besucht hat, wird eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem Drehort GaGaalinGs feststellen. Nur, dass im Musikvideo noch dutzende Fleischerhaken von der Decke herabhängen - sehr spukig, aber schön gemacht.

Fazit: Sicher kein schlechtes Album und mit "Shower" und "Piasu" sind auch ein paar wirklich gute Songs mit abwechslungsreichen Ideen und Kompositionen darunter, aber eine klare Gothiclinie fehlt in der Musik dieser Viererkombo ganz einfach. Diese spiegelt sich lediglich in den Kostümen und in den Musikvideos wider. Ich kann dieses Album all denjenigen empfehlen, die gerne mal etwas anderes hören, sich an den Stilmixen nicht sonderlich stören und auch nicht allzu anspruchsvoll sind, wenn es um Goth-Rock geht. Ferner ist das Album mit knapp 15 Euro noch relativ günstig im Preis.
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Zugehörige Künstler

Zugehörige Veröffentlichungen

Album CD 2008-06-13 2008-06-13
GaGaalinG
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