Auch dieses Jahr haben wir für euch unsere Best und Worst of 2009 zusammengefasst.
Viktor
Und wieder einmal sind 365 Tage vergangen, Silvester wurde mehr oder weniger heil überlebt und das neue Jahr hat - je nach Kalender - offiziell angefangen. Da wird es doch mal wieder Zeit, sich gepflegt hinzusetzen und zu überlegen, was man im Anflug von egozentrischer Selbstdarstellungsmanie der Welt zu verkünden hat. Wie schon in den letzten Jahren, wird die Übersicht aus Sicht einzelner Leute recht eingeschränkt ausfallen. Soll mich aber recht wenig kümmern. Zumindest, solange ich den Text verfasse.
Was bleibt übrig von dem eigentlich ereignisreichen Jahr 2009? Irgendwie hat man das Gefühl, dass sich im vergangenen Jahr so rein gar nichts verändert hat. Erst, wenn man ein wenig weiter im Gedächtnis kramt, findet man positive und negative Ereignisse, deren Einordnung in eine Top Liste gelegentlich Schwierigkeiten verursacht. Die hiesige Szene scheint irgendwie auf der Stelle zu treten und sich selbst zu konsolidieren. Vielleicht ist das nur eine subjektive Vermutung, aber irgendwie scheint keine Entwicklung in irgendeine Richtung stattzufinden. Auf den Konzerten sind die selben Leute wie immer, mit Glück ein paar Szeneexterne, aber das war’s dann auch schon. Mit der Wirtschaftkrise scheint auch in der Fanbase eine Stagnation einherzugehen.
Insgesamt gab es viel Negatives im letzten Jahr. Angefangen bei meiner immer noch auf Platz 1 sitzenden Konzertverteilung über die Bundesrepublik. Klar, es sind auch ein paar Bands irgendwo mal im Süden unterwegs gewesen, und nächstes Jahr kommen DALLAX - oh Wunder - auch nach Stuttgart, aber das sind alles Strohfeuer, solange die großen Bands wieder einmal in den gleichen Städten gastieren. Ich bin bereit mich wieder mal kritisieren zu lassen - vor allem für die Einfallslosigkeit einfach noch mal auf dem selben Thema rumzueiern wie schon gefühlt die letzten vier Jahre - aber es kann nicht angehen, dass nur fünf Städte in Deutschland eine Konzerthalle haben. Ich habe gehört dass auch in Mannheim und Heidelberg ein paar Hallen stehen. Aber das sind nur unbestätigte Gerüchte.
Im Zusammenhang damit kommt die von mir in meiner Konzertreview verrissene Organisation des Gastspiels MUCCs in Bochum. Ich habe hierzu bereits mehr als genug gesagt gehabt, und auch schon den vermutlichen Hauptschuldigen gefunden. Und dafür auch den einen oder anderen Fön seitens der Leser bekommen. Immerhin weiß ich seither, dass ich nicht umsonst schreibe. Es gibt da draußen tatsächlich Menschen, die sich mit meiner Meinung nicht einverstanden fühlen. Das ist großartig. Durch kontroverse Kommentare kann man sich verbessern. Und durch positive Rückmeldungen - auch das gab es überraschender Weise bei besagtem Artikel - fühlt man sich belohnt.
Während man sich hierzulande über ein paar interessante Bands freuen konnte, gingen in Japan 2009 bei mindestens zwei großartigen Bands die Lichter für immer aus. KUROYUME kamen, sahen, siegten und sagten „Arrivederci“. Und zwar laut eigener Aussage definitiv. Ferner verabschiedeten sich DEViL KiTTY, die Band um den seit langer Zeit in der Versenkung verschwundenen Sänger yu-ga, im August mit einem kostenlosen Konzert. Wer nicht dabei war, hatte Pech gehabt. Und drei mal darf der Leser raten, wer nicht dabei war... Beides zählt zu „Ereignissen“, weil die Bands davor schon ewig und einen Tag nicht aktiv waren, und von daher die Nachricht über eine jeweils eintägige Rückkehr eigentlich positiv gewesen ist.
Bei den negativen Nachrichten steht natürlich der Tod des Versailles Bassisten Jasmine You an erster Stelle. Dabei soll er aber stellvertretend für viele im letzten Jahr verstorbene Musiker stehen, weil er der hierzulande bekannteste Todesfall war. Hierzu wurde aber auch schon viel gesagt und soll deswegen nicht weiter vertieft werden. Was bleibt, ist die Erinnerung. Geradezu banal im Gegensatz dazu sind die Auflösungen und Pausen zahlreicher Bands wie BABYLON, SIX-R oder as.milk. Irgendwie traf es 2009 mehrere der von mir noch letztes Jahr groß angekündigten Newcomer und Entdeckungen. Die interessanten Gruppen trifft es und die belanglosen existieren weiter, weil sie kommerziell erfolgreicher sind. Insgesamt scheint eine gegenläufige Korrelation zu bestehen zwischen Qualität und Erfolg. Viele Bands mit geringem Wiedererkennungswert bekommen einen Major-Vertrag und der Rest löst sich auf. War aber letztes Jahr nicht anders gewesen. Um das Negativ-Trio zu komplettieren - irgendwas muss man schließlich auf Platz drei setzen, wenn einem nichts besseres einfällt - greif ich mal den Ausstieg von erina bei Dio kurz vor ihrer Europatournee auf. An dieser Stelle sei mal die Tristesse abgehakt. Denn überall wo’s dunkel ist, hat jemand garantiert eine Taschenlampe oder ein Feuerzeug dabei.
Es ist auch nicht jedes Ende zwingend negativ. So machte das Ende von THE.GOLDEN SPIDER den Weg frei für eine Rückkehr der deutlich genialeren Band dennou oblaat - je nach Romanisierung mit oder ohne „u“. Mit etwas Glück bleiben die nun auch so lange bestehen, bis irgendwer die Band nach Europa einlädt. Auch der Ausstieg von erina sorgte dafür, dass sich eine fast schon interessantere Gruppierung zusammenfand. Mit VII-Sense dürfte - auch dank des Sängers Juka alias Shaura - eine bei den Fans in Europa stark nachgefragte Band entstanden sein. Im letzten Jahr kehrte auch MIHIRO von Gill’e cadith nach Ewigkeiten offiziell zurück. Mit zwei Kollegen gründete er VARIATIONS und verschrieb sich glücklicherweise traditionelleren Rock-Klängen. Und zuletzt sei die - zumindest offiziell - erfolgte Rückkehr von Galneryus erwähnt. Es ist gut, wenn interessante Bands nicht daran scheitern, dass der Sänger die Band verlässt. Bleibt zu hoffen, dass der neue auch über die selbe mitreißende Stimmgewalt wie YAMA-B verfügt.
Kommen wir nun zu den eigentlich wichtigsten Punkten des Rückblicks. Den aktiven Künstlern und deren Veröffentlichungen. Die Schmankerl gibt’s halt immer zuletzt.
MUCC sind ohne Frage die Top Band des Jahres. Der Auftritt in Bochum war großartig und das Album „kyuutai“ hat es auch locker auf Platz eins in seiner Kategorie geschafft. Sehr abwechslungsreich und immer wieder für eine Überraschung gut, verdienen sie den Platz in diesem Jahr definitiv, und erobern sich nach einem Jahr außerhalb des Rankings wieder die Pole-Position zurück. Ebenfalls wegen ihres überragenden Albums sind lynch. auch dieses Mal wieder auf den vorderen Plätzen gelandet. Nach drei Treppchen in Folge sollte der Platz an der Sonne nur noch eine Frage der Zeit sein. Als drittplatzierte kommen nur die wiedervereinigten dennou oblaat in Frage. Alleine schon wegen der Stimme des Frontmanns und solcher Glanzstücke wie „tora, tora, tora“, „Rosaline“ oder „Siren“. Der dritte Platz bei den Alben bleibt für XECSNOINs zweites Album vorbehalten. Mit „ENGRAVED“ ist den Metallern ein würdiger Nachfolger gelungen.
Überraschenderweise findet sich keine der oberen Bands in den Single-Charts wieder. Hier dominieren zwei Newcomer die Listen.
Schwein sind dank ihrer Single „dokusai no buta“ unweigerlich mit dem ersten Platz in Verbindung zu bringen. Freilich sind Teile der Single aus europäischer Sicht sehr grenzwertig, aber es bleibt nichtsdestotrotz eine Hammer-Single - um ein wenig Jargon einzubringen. Den zweiten Platz bekommen der Zufallsfund DELACROIX für ihre kostenlos zum Download bereitgestellte Single „From ignominious life to holy death“. Brachial inszenierter Rock muss belohnt werden. Interessanterweise sind sowohl Schwein als auch DELACROIX beides Bands aus Nagoya - dem Liverpool Japans, um mal ein wenig zu übertreiben. Irgendwas muss also mit der Stadt sein, wenn da so viele gute Bands herkommen.
Den letzten Platz bei den Newcomern sichern sich elm, die zwar schon seit 2008 bestehen, aber erst seit diesem Jahr offiziell auftreten. Aus zwei Gründen: Weil dort der ehemalige Schlagzeuger von SKULL und k@mikaze mitmischt und weil sich die Band nach dem Horrorfilm A Nightmare on Elm Street benannt hat. Und da Freddy Krueger einfach viel zu cool ist, haben sie die Platzierung mehr als verdient. Bei der drittplatzierten Single muss ich zugeben, dass sie recht willkürlich dort gelandet ist. 2009 sind mir irgendwie nur wenige Singles in Erinnerung geblieben. Und da Tortoise Matsumoto auch ohne ULFULS gute Musik macht, zudem eine geniale Stimme hat und auch ein wenig mehr Abwechslung in den Listen nötig war, griff ich mir seine Single heraus. Wie sich herausstellte, zurecht.
Zuletzt seien noch ein paar Neuentdeckungen erwähnt. Allen voran die Folk Band Planetarium. Ihr in Europa veröffentlichtes Album „tenshogi“ ist eine Wucht, was instrumentale Musik angeht. Eine solche Vielseitigkeit mit Instrumenten wie Bass, Gitarre und Akkordeon zu erzeugen, ist großes Kino! Es lohnt gelegentlich, sich in den Second Hand Shops bei den Angeboten umzuschauen und auf gut Glück zuzugreifen. DALLAX, deren Musik ich erstmals hörte, als ich erfuhr, dass die Band tatsächlich ein Konzert in Baden-Württemberg spielen möchte, überraschten mich als Ska-Skeptiker sehr positiv. Skeptiker ist ein wenig arg übertrieben, aber ein großer Kenner war ich freilich noch nie. Hörenswert sind die Jungs definitiv. Und zuletzt eine Empfehlung eines Team-Mitglieds: Urufu. Musikalisch nicht wirklich die Offenbarung, ist es die seltsame Stimme der Sängerin, die einem in Erinnerung bleibt.
TOP-Nachrichten/Ereignisse:
1. dennou oblaat kommen wieder
2. Gründung von VII-Sense und VARIATIONS
3. Galneryus finden neuen Sänger und sind offiziell zurück
TOP-Künstler:
1. MUCC
2. lynch.
3. dennou oblaat
TOP-Alben:
1. MUCC - "kyuutai"
2. lynch. - "SHADOWS"
3. XECSNOIN - "ENGRAVED"
TOP-Singles:
1. Schwein - "dokusai no buta"
2. DELACROIX - "From ignominious life to holy death"
3. Tortoise Matsumoto - "myoujou"
TOP-Newcomer: (Gegründet oder erstes Konzert anno 2009)
1. Schwein
2. DELACROIX
3. elm
TOP-Neuentdeckungen:
1. Planetarium
2. DALLAX
3. Urufu
NEGATIV-Ereignisse:
1. Geringe Konzertbearbeitung deutscher Großstädte im Osten und Süden
2. Organisation des MUCC Konzerts in Bochum
3. Endgültige Auflösung von KUROYUME und DEViL KiTTY
NEGATIV-Nachrichten:
1. Tod von Jasmine You
2. SIX-R, unfade, BABYLON, THE.GOLDEN SPIDER und as.milk trennen sich oder pausieren.
3. erina verlässt Dio
Jasy
In diesem Jahr zweifelte ich doch sehr daran, ob ich überhaupt einen Rückblick verfassen sollte. Es mag 2009 zwar sehr viele Majordebüts und Auflösungen gegeben haben, aber irgendwie empfand ich bei derlei Nachrichten meist nur ein "Aha"- oder "Sie also auch"-Gefühl und ansonsten gingen solche Sachen nahezu unmerklich an mir vorüber. Außerdem hatte ich auch immer wieder den Eindruck, als könnte ich über 2009 noch weniger erzählen als über 2008, was nicht zuletzt an der Tatsache lag, dass ich mir eher selten aktuelle Releases zugelegt habe.
Allerdings gab es ein Debüt, über das ich mich mehr als nur gefreut habe, (Stammleser ahnen sicher, was jetzt kommt): Das Majordebüt von D'espairsRay! Auch 2009 hatte mich das Vierergespann wieder vollauf begeistern können und dominierte nahezu alles. Auch heute fiebere ich einmal wieder ein paar Veröffentlichungen von dieser Gruppe entgegen. Ehrlich gesagt, kann ich mich kaum an etwas aus den ersten beiden Quartalen erinnern. Ich weiß nur noch, dass die oben genannte Band im März ihr Majoralbum herausbrachte (ein absoluter Meilenstein für mich) und dass ich durch eine Review auf LM.C aufmerksam wurde. Anschließend folgte dann im Mai mit der Ankündigung einer EU-Tour D'espairsRays eine schöne Überraschung für mich. Im selben Monat begann ich auch schon mit den Vorbereitungen für das Biografie-Spezial. Und von da an gab es auch aus zeitlichen Gründen eigentlich kaum irgendwas anderes als diese Gruppe. Diverse Neuentdeckungen wie LM.C, alice nine., Kagrra, (die beiden letzt genannten konnten mich durch das Peace&Smile Carnival-Event für sich begeistern) oder das traurige Ableben Jasmine Yous sind zwar auch nicht spurlos an mir vorübergegangen, aber wenn ich jetzt so zurückdenke, beherrschten D'espairsRay doch irgendwie alles. Selbstverständlich war ich auf einem ihrer Deutschlandkonzerte (meinem einzigen in diesem Jahr) gewesen und auch die Geburtstagssingle fand ihren Weg in meine Sammlung. Zwar erschienen in den Sommermonaten etliche neue Sachen von GACKT und auch das neue Album von the GazettE, aber ich habe es bis heute nicht geschafft, mir irgendwas davon zu organisieren. Im Falle von the GazettE warte ich irgendwie darauf, dass die limitierte Variante im Preis fällt und bei GACKT ist mir die (Kauf-)Lust durch "Journey through the Decade" etwas vergangen. Ich fand die Single dafür einfach zu enttäuschend, vermutlich liegt das daran, dass der Meister dieses Mal nicht selbst für Musik und Text verantwortlich war. Ein Glück, dass ich "GHOST" noch vorher in die Finger bekam. Nach wie vor finde ich die beiden Songs auf diesem Werk wunderschön spannend und aufregend. Früher oder später werde ich allerdings in seine Geburtstagssingles investieren.
So wirkliche Abwechslung kam irgendwie erst ab Ende November auf, als ich mich dazu entschloss, ein paar Reviews über Werke der mir größtenteils unbekannten Künstlern zu verfassen. Es ist schon fast eine Schande, dass ich Hitomi Shimatani oder Satomi Takasugi (ich schwöre, dass ich noch nie zuvor jemanden so oft über Regen singen gehört habe) erst in diesem Jahr kennen gelernt habe. Beide konnten mich auf Anhieb für sich begeistern und mit und durch ihre Musik lasse ich mich dieser Tage gerne in eine andere Welt versetzen bzw. kann so richtig schön entspannen und abschalten. Herrlich! Da ich noch einige offene Geschichten habe, bin ich sehr gespannt, wen ich in den kommenden Wochen und Monaten noch so alles entdecken werde. Beziehungsweise wann mich die am 29. Dezember 2009 erschienenen Sachen von D'espairsRay erreichen werden und ob diese meine hohen Erwartungen erfüllen können. Von daher schaue ich mit einiger Neugier und Hoffnung auf das neue Jahr.
Künstler des Jahres:
1. D'espairsRay
2. Satomi Takasugi
Album des Jahres:
1. D'espairsRay - "REDEEMER"
2. alice nine. - "VANDALIZE" (europ. Pressung)
3. Kagrra, - "Shuu" (europ. Pressung)
4. Satomi Takasugi - "Prism (Ltd.)"
Single des Jahres:
1. D'espairsRay - "FINAL CALL"
2. GACKT - "GHOST"
DVD des Jahres:
1. PS COMPANY "Peace&Smile Carnival" Reg (europ. Pressung)
2. L'Arc~en~Ciel "LIVE IN PARIS" (europ. Pressung)
Konzert des Jahres:
D'espairsRay in Hamburg
Neuentdeckungen des Jahres (Künstler):
1. Hitomi Shimatani
2. Kagrra,
3. Satomi Takasugi
4. LM.C
Entdeckungen des Jahres (Alben):
1. Hitomi Shimatani - "PRIMA ROSA" (2007)
2. Tomiko Van - "Van." (2008)
3. Satomi Takasugi - "garden" (Ltd.) (2008)
4. Ami Suzuki - "DOLCE" (2008)
Entdeckungen des Jahres (Singles):
1. Satomi Takasugi – "Tabibito" (2007)
2. Kagrra, - "Utakata" (2006)
Enttäuschung/ Schock des Jahres:
1. Jasmine Yous Tod
2. GACKTs Single "Journey through the Decade"
Überraschung des Jahres:
1. D'espairsRays Schritt gen Majorkarriere, ihr lang überfälliger Besuch in Deutschland und die Tatsache, dass ich das Spezial zu ihrem 10. Geburtstag realisieren konnte.
2. Die musikalische Vielfalt Hitomi Shimatanis.
3. Dass die Organisatoren des V-ROCK FESTIVALs durch die Bereitstellung des Web-Livestreams, so ziemlich allen die Möglichkeit geboten haben, dabei sein zu können.
Juli
Wenn es draußen ungemütlich ist und Schnee durch die Lande fegt, weiß man, dass wieder ein Jahr vergangen ist. Wieder einmal viel zu schnell, wie schon das Jahr zuvor. Und wieder einmal ereignisreich, wie auch schon das Jahr zuvor.
Zu Jahresbeginn entführen einen die Yoshida Brothers mit ihrem bereits achten Album "PRISM" in die Klangwelt des Shamisen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie sie eine Verbindung zwischen Tradition und Moderne in der Musik schaffen. Der Frühling beginnt dieses Jahr schon im Februar mit der wunderschönen Single "Nemuri Hime" von Acid Black Cherry, sie weckt die ersten Frühlingsgefühle und geht mir bis heute nicht aus dem Kopf.
Im Mai steht endlich das erste Konzert für 2009 an. girugämesh rocken den Berliner Columbia Club und verstehen es, ihre Songs noch kraftvoller als auf Platte darzubieten.
Der Sommer ist geprägt von mehreren musikalischen High- und leider auch Lowlights. Zunächst begeht GACKT mit sage und schreibe vier neuen Singles - im Rekord-Veröffentlichungsabstand von je nur einer Woche - sein zehnjähriges Solo-Bühnenjubiläum. Ob die Qualität der Songs dank dieser Kanonade gelitten hat, mag an dieser Stelle jeder für sich entscheiden. Ich finde den Ausspruch "weniger ist mehr" hier durchaus treffend. Den passenden musikalischen Ausgleich liefern Matenrou Opera, die mit ihrem Debüt-Album "Anomie2" genau ins Blaue treffen: voluminöse Musik und eine Stimme mit hohem Wiedererkennungswert lassen auf mehr hoffen. Ein weiteres großartiges Stück Musik kommt von the GazettE mit einem Album, das von viel Reife und wenig Verspieltheit zeugt. Meine Hoffnung, die Songs auch live dargeboten zu bekommen, zerschlägt sich allerdings recht schnell.
Dafür sind nach einjähriger Konzertpause Dir en grey wieder in deutschen Landen unterwegs, glücklicherweise gleich zweimal in meiner Nähe. So facettenreich wie die Band selbst sind auch die Konzerte, von ruhig-friedlich-träumerisch bis hin zu diabolisch-rockig-wild ist für jeden Geschmack etwas dabei. Ebenso einzigartig ist der Auftritt von Ra:IN, der Formation um hides ehemalige Co-Musiker Pata und D.I.E., in Berlin. Bei knapp 50 Anwesenden, inklusive Band und Staff, kommt man sich fast vor wie im Wohnzimmer - eine Atmosphäre, sie sehr gut zu der beinah ausschließlich instrumentalen Show passt. Unbedingt zu erwähnen ist auch der Auftritt von D’espairsRay im Berliner Knaack Club: Eine sehr gute Show mit viel Publikumsinteraktion, leider jedoch mit schlecht gewählter Location, da man dank einer Stützsäule nur die Hälfte der Bühne sieht.
Relativ ereignislos vergeht der Spätsommer, erst im letzten Quartal häufen sich die Highlights wieder. Zunächst stehen zwei weitere Konzerte vor der Tür: Dio - distraught overlord sind wieder im Rahmen der Asien-Pazifik-Wochen in Berlin anzutreffen, auch ohne den kurz zuvor ausgestiegenen Gitarristen erina bringen sie das Publikum zum Toben. Knapp zwei Wochen später sind MUCC live zu erleben. Ihre Show ist spannungsgeladen und voller Energie, ein Spektakel, dass man selten zu sehen bekommt.
Nach langen Jahren musikalischer Abwesenheit steht im November endlich ein neues Album von DEAD END in den Regalen. Die Herren verstehen es, ihren Stil auch nach 20 Jahren beizubehalten und dort anzuschließen, wo sie 1989 mit "Zero" aufgehört haben. Ebenfalls mit einem neuen Album nach dem 20-jährigen Jubiläum in 2008 lassen B‘z wieder von sich hören. Die erfolgreichste japanische Rockband schlechthin schafft auch mit diesem Album, was mit allen anderen davor ebenso gelang: Es steigt auf Platz 1 der Oricon-Charts ein.
Mit diesen zwei tollen Alben im Gepäck entschwinde ich Mitte November auf mein eigenes Japan-Abenteuer. Und im Land der aufgehenden Sonne fällt mir eines immer wieder auf: Sobald man dem Gesprächspartner vermittelt, dass man X JAPAN kennt und mag, hat man sofort ein ergiebiges und vor allem unverfängliches Gesprächsthema, ganz besonders mit Herren mittleren Alters. Musik öffnet einem ja bekanntlich alle Türen.
Mit einer genialen neuen Dir en grey-Single mit unaussprechlichem Titel und einem rockigen neuen Album von girugämesh nehme ich dann unfreiwillig Abschied aus einem hektischen und pädagogisch wertvollen Jahr 2009.
In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein gesundes und glückliches Jahr mit viel guter Musik, wenigen Enttäuschungen und dem Wissen im Hinterkopf, dass auch 2010 viel zu schnell und ereignisreich vergehen wird.
Künstler des Jahres:
1. Dir en grey
2. DEAD END
3. girugämesh
Album des Jahres:
1. DEAD END - "Metamorphosis"
2. Yoshida Brothers - "PRISM"
3. MUCC - "kyuutai"
Single des Jahres:
1. Dir en grey - "Hageshisa to, kono mune no naka de karamitsuita shakunetsu no yami"
2. Acid Black Cherry - "Nemuri Hime"
3. girugämesh - "crying rain"
Konzert des Jahres:
1. Dir en grey in Dresden
2. Ra:IN in Berlin
3. girugämesh in Berlin
4. MUCC in Berlin
Überraschung des Jahres:
DEAD ENDs Rückkehr
Enttäuschung des Jahres:
GACKT