Künstler: Blast
Titel: kurutta kajitsu
Typ: Mini-Album
Veröffentlichung: Dezember 2001
Stil: Rock / Melodischer Punk
Bewertung: 6.8 / 10
Trackliste:
01. untitled
02. Distortion
03. Shade of Phantom
04. Metamorphose
05. CRY ☆ BABY
06. CHILD PLAY
07. untitled
Das ist doch mal ein Titel. Mit ein wenig Humor und dem Farin Urlaub Song „Dusche“ kann man sich gleich ein durchgedrehtes Stilleben vorstellen. Überraschend für eine Band mit einem eher düsteren Image wie Blast, ein fast komplett weißes Album herauszubringen. Interessant auch die damaligen Mitglieder: Die beiden Tausendsassa Iori und hibiki (damals nur als Support tätig), die noch immer in der Musik fleißig mitmischen.
Der erste „Song“, ein namenloses Intro, ist ein kurzes, seltsam verzerrtes Schnipsel aus einem Live-Konzert. Dementsprechend aussagekräftig ist es. Passt sicherlich zum Titel, ist aber so entbehrlich wie der Blinddarm oder die Mandeln. „Distortion“ ist da schon deutlich interessanter - wäre aber auch eine Katastrophe, wenn es das Intro unterboten hätte. Schneller Rhythmus und ebensolcher Gesang. Obwohl um Melodie bemüht, ist der Song eher dem Punk zuzuordnen, da immer wieder abrupte Wechsel und Atonalitäten eingebracht werden. Bestes Beispiel dafür ist der Refrain, dessen Vers stets mit „Distortion“ anfängt. Während der Sänger noch versucht, das Wort ins Gesamtgefüge einzugliedern, wirkt die parallel dazu geshoutete Variante der Mitmusiker wie das komplette Gegenteil.
„Shade of Phantom“ hat einen sauberen Bassopener, bevor auch hier einzelne Punk-Elemente einfließen. Die Musiker zünden das eine oder andere Gitarrenfeuerwerk und stehen damit wieder als Opposition zum Sänger. Dieser singt in bester Nagoya-kei Tradition in ruhigen Tönen, während die Musik im Hintergrund locker für Hard-Rock reichen würde. Auch hier ist die Grundstimmung punkig, wenn auch die Strophen eher Melancholie verbreiten. Mit „Metamorphose“ scheint endlich eine traditionelle Ballade anzustehen. Aber auch nur kurz währt der Trugschluss. Die Musiker machen mit ihren Einwürfen immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Für Melancholie zu schnell, für deftigen Rock zu melodisch. Und dennoch ist die Mischung überraschend originell. Das Highlight sind eindeutig die Gitarren.
„CRY ☆ BABY“ vermittelt wieder kurz den Anschein, ein durchgängig ruhiges Stück zu werden. Doch kleinere instrumentelle Ausreißer und der Refrain stehen dem entgegen. Hier sei angemerkt, dass der Titel als Refrain-Opener denkbar ungeeignet klingt. Obwohl bisher immer wieder der Wechsel zwischen englischen und japanischen Wörtern bemüht wurde, klingt es einzig in diesem Fall sehr unsynchronisiert. Kann auch nur eine sehr subjektive Einstellung sein, aber irgendwie hat man das Gefühl, eine andere Wortkombination hätte besser gepasst. Der Bass in der Songmitte ist aber wieder was Feines für die Ohren. Abgesehen vom erwähnten Problem mit dem Titel ist der Song sehr gut geraten. „CHILD PLAY“ kehrt wieder direkt zur Punk-Rock Attitüde zurück. Vorteil liegt dabei in der deutlich forscheren Vorgehensweise aller Beteiligten. Ein Nachteil ist aber, dass es sehr austauschbar klingt. Melodik und Rhythmus sind vorhanden, aber die können auch nicht viel retten. Das anschließende unbetitelte Outro ist ein Mitschnitt aus dem Proberaum. Die Band spielt ganz kurz eines ihrer Stücke an, und das war es auch schon. Weniger belanglos als das Intro, aber auch nicht wirklich sinnvoll.
Fazit:
Überraschend und doch enttäuschend. Sehr viele gute Ideen und eine größtenteils gute Umsetzung stehen den beiden unbetitelten Stücken sowie dem relativ banalen „CHILD PLAY“ gegenüber. Bei anderen Bands würde der Song wahrscheinlich besser ins Repertoire passen und vielleicht anders klingen. So aber ist es verschenktes Potential. Von Blast hat man mehr erwartet als die auf gerade mal 16 Minuten verteilten fünf Songs und zwei Sound Files. Einzeln angehört, sind die Songs viel genießbarer als nacheinander, da sie eine Variation in die Playlist bringen können. Als Mini-Album am Stück ist es aber nur den Fans empfehlenswert.