Review

HenzeL - HAPPY FLOWER

19/06/2012 2012-06-19 12:21:00 KoME Autor: Viktor Hemminger

HenzeL - HAPPY FLOWER

Fröhlichkeit kennt keine Grenzen und keine Gnade

Single CD

HAPPY FLOWER

HenzeL

Künstler: HenzeL
Titel: HAPPY FLOWER
Typ: Maxi Single
Veröffentlichung: Dezember 2003
Stil: Pop-Rock
Bewertung: 6,5 / 10

Tracks:

01. HANA
02. Elise no tame ni
03. Happy Happy


Worauf habe ich mich da eingelassen? Ein Cover das vor Überzuckerung jeden Kirmesstand in den Schatten stellt, gefühlte 50 Mal das Wort "Happy" und auch sonst vom ersten Eindruck her jenseits von Gut und Böse. Die Erwartungshaltung meinerseits ist entsprechend irgendwo im Keller eines unterirdischen Bunkers. Irgendwas trieb mich aber doch dazu Geld für die CD auszugeben, wenn auch nicht viel, und dieses Etwas muss ergründet werden.

"HANA" startet überraschend mit Surfrock Klängen. Der Gesang in den Strophen, wenn man ihn tatsächlich als solchen bezeichnen möchte, entspricht eher einem rhythmisch gesprochenen Gedicht. Der Refrain macht die Sache auch nicht berauschender. Harmlose Guten-Morgen-Radio Musik, die mal so gar nicht wehtut. Ein Song gewordener Mahatma Gandhi der erst im zweiten Refrain ein wenig auftaut und tatsächlich mitreißend wird. Gitarren sei Dank. Und die machen mit ihren kleinen Soli die Sache sogar richtig gut. Nach vier Minuten fragt man sich unfreiwillig, warum ein Pop Song wie dieser so lange dauert und was da noch für Ideen kommen können. Und gerade als man denkt: "Hey, ne 3+ kann man dem Song durchaus geben!" fängt der Sänger an einen Kommentar abzugeben, der über den Song eingeblendet wird. Und das bricht dem Song das Genick. Zehn Sekunden die die Welt verändern. Schade.

"Für Elise" startet mit ein paar Sekunden Songmaterial, das aus dem Off erklingt, bevor ungewöhnlich harte Töne aufhorchen lassen. Keine Spur von Schunkelmusik und Fröhlichkeit - zumindest keine offensichtliche. Genau das tut dem Stück richtig gut, sodass es sich vor allem im Refrain nicht zu verstecken braucht. Wenn man die instrumentelle Arbeit beachtet, so fällt einem auf, dass da ein paar gute Saitenzupfer unterwegs waren. Und auch der Sänger macht seine Sache deutlich besser als im Opener. Keine unnötigen Spielereien, sondern ein gut durchdachter Song, dem man seine fünf Minuten Laufzeit gar nicht anmerkt.

"HAPPY HAPPY" bricht dann leider wieder mit der minimalen Melancholie und wendet sich schnurstracks der überbordenden Glückseligkeit. Musikalisch kann man nicht wirklich klagen, weil die Instrumentalisten eigentlich gute Arbeit leisten. Aber das was der Sänger von sich gibt, unabhängig davon ob man sich die Mühe gibt den Text zu verstehen, übertrifft die empfohlene Tagesmenge an Sacharose um ein Vielfaches. Hansi Hinterseer kann nach dem Lied sowas von einpacken, denn selbst das Gitarrensolo ist so gutartig und fröhlich, dass man damit einfach nicht klar kommt. Man wünscht sich irgendwann nur noch, dass die fünf Minuten vorbei sein mögen, damit man wieder in der kalten Realität landet.

Fazit:
Wie kann man da noch ein Fazit ziehen? "Elise no tame ni" ist ein gelungener Song, der problemlos eine zwei ins Zeugnis bekommt, während der Rest eigentlich zum Nachsitzen verdonnert werden müsste. Während das bei "HANA" durch den erwähnten Kommentar des Sängers auch irgendwo gerechtfertigt ist, kann man "Happy Happy" nicht mal böse sein. Man will es, aber man findet keinen Grund. Man kann ja schließlich nicht Leute einsperren, weil sie zu fröhlich durchs Leben gehen. Eine Kaufempfehlung kann man nur hoffnungslosen Optimisten aussprechen. Der Rest sei gewarnt, dass er Gefahr läuft spontan an Karies im Ohr zu erkranken.
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Zugehörige Künstler

Zugehörige Veröffentlichungen

Single CD 2003-12-01 2003-12-01
HenzeL
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