File

Jahresrückblick 2011 - Teil I

10/01/2012 2012-01-10 01:46:00 KoME Autor: Geisha

Jahresrückblick 2011 - Teil I

Das Jahr 2011 aus der Sicht der JaME-Redakteure


© All rights reserved
Das Jahr 2011 stand für mich im Zeichen von D, einem der letzten großen Geheimtips. Denn obwohl die Band seit 2003 existiert, ließ sie sich vom internationalen Visual Kei-Boom (oder dem Versuch seitens der Medien, eine Marktnische zum Mainstream-Boom aufzubauschen) nicht in Versuchung führen und wagte sich erst dieses Jahr zum ersten Mal ins Ausland. Dort war sie denn auch vor allem jüngeren Fans weitgehend unbekannt, doch das soll sich nun ändern.

In ihrer Heimat können D auf eine sehr erfolgreiche Karriere mit vier Singles in den Top Ten der Oricon Major-Charts zurückblicken. Dies ist besonders beeindruckend in Anbetracht ihrer experimentierfreudigen Musik, die schweren, düsteren Rock und Metal mit so unterschiedlichen Einflüssen wie Jazz, Pop, Mittelalter und Folklore mischt. Hinzu kommt ihr extrem visuelles Image, das sich dem Thema jeder neuen CD entsprechend ständig ändert. Gewöhnlich fahren Visual Kei-Bands ihre Musik und ihr Image herunter sobald sie Majorstatus erlangen, doch D taten das Gegenteil und drehten erst richtig auf. Ironischwerweise stachen sie mir, obwohl ich sie jahrelang beiläufig verfolgt hatte, erst dadurch wirklich ins Auge oder besser: ins Ohr. Auch wenn sie nun zum Indie-Status zurückgekehrt sind, um mehr Zeit für ihre internationalen Aktivitäten zu haben, lässt ihr Erfolg hoffen, dass sowohl Künstler als auch Musikfirmen erkennen, dass dem gemeinen Musikkonsumenten vielleicht doch die eine oder andere Herausforderung zugemutet werden kann und sie in Zukunft etwas mutigere Musik unters Volk bringen.

In der Kategorie Album des Jahres liefen D außer Konkurrenz. Letztes Jahr hatte ich die Qual der Wahl zwischen ihnen, Moi dix Mois, und Versailles, die mit "7th Rose", "D+SECT" und "Jubilee" allesamt makellose Alben produzierten. Dieses Jahr war jedoch eher das Gegenteil der Fall.

Kayas "Queen" und Velvet Edens "Witch on flames", das erste Album seit ihrem erfreulichen Revival letztes Jahr, waren zwar durchaus hörenswert, hauten mich aber nicht wirklich vom Hocker. Auch von dem anlässlich der eintägigen Wiedervereinigung von Schwarz Stein erschienenen Mini-Album "Recurrence of Hallucination" hatte ich mir mehr versprochen und Versailles' "Holy Grail" war eine herbe Enttäuschung. Obwohl hier und dort interessante Ideen aufblitzten, gelang es nicht, diese zu eingängigen Songs zusammenzuschweißen. Zudem lag der Fokus mit zwei Instrumentalstücken, einem 16-minütigen Song, den man ohne Verlust auf drei Minuten zusammenkürzen könnte, sowie der B-Seite einer der Singles - die natürlich ebenfalls auf dem Album vertreten sind - eindeutig eher auf Quantität als auf Qualität. Versailles sollten weniger Zeit und Energie darauf verwenden, auf jeder verfügbaren Party zu tanzen, und mehr auf das, was für Musiker eigentlich die Hauptsache sein sollte, nämlich gute Musik zu komponieren. Denn dass sie das können haben sie zumindest mit "Lyrical Sympathy" und "Jubilee" bewiesen.

D lieferten dagegen mit "Vampire Saga" nicht nur ein solides full-length Album ab, das mit "Der König der Dunkelheit", "Akaki hitsuji ni yoru bansankai", "Muku naru bara no inori", "Daywalker" und "Silver acorn bullet" echte Perlen enthielt, sondern mit "Huang di ~Yami ni umareta mukui~" obendrein auch noch ein Mini-Album, das ihr Talent im Umgang mit der Musik fremder Kulturen demonstrierte.

Auch bei der Single des Jahres standen sie mit dem verträumten Symphonic Metal-Epos "Torikago Goten ~L'Oiseau bleu~" ziemlich allein auf weiter Flur. Die einzige andere Single, die ich mir mehr als einmal anhören wollte, war "Philia" von Versailles. Sicher nicht ihr originellstes Werk - dieser Titel gebührt nach wie vor "Zombie" -, aber einer der wenigen soliden Songs von "Holy Grail" und, von dem etwas einfach gestrickten PV einmal abgesehen, einer Majorband von Versailles' Kaliber durchaus würdig. Beide Singles hatten außerdem starke B-Seiten zu bieten, was nicht nur im J-Rock keinesfalls selbstverständlich ist.

Bei den PVs des Jahres sah es sogar noch einseitiger aus und ich hatte daher überlegt, ob ich sie überhaupt erwähnen soll. Andererseits verdienen Ds aufwändige Mini-Spielfilme ein öffentliches Lob und ihr unermüdlicher Arbeitseifer hatte nun einmal zur Folge, dass sie dieses Jahr drei PVs veröffentlichten, die alle überdurchschnittlich ambitioniert im Konzept und gelungen in der Ausführung waren.

"Der König der Dunkelheit", das PV mit dem "Vampire Saga" promotet wurde, stammt noch aus ihrer Majorzeit und so wurde bei der Ausstattung und den Spezialeffekten nicht gegeizt. Vor allem die schwarzen Adern, die unter ASAGIs Haut wachsen nachdem er den Vampirtrank genossen hat, sind beeindruckend. Aber auch "Torikago Goten ~L'Oiseau bleu~" und "Huang di ~Yami ni umareta mukui~", die von der Band in Eigenproduktion hergestellt wurden, merkt man das vermutlich kleinere Budget nicht an. Von fliegendem Spielzeug, Unterwasserkamera und Aufnahmen aus der Vogelperspektive bis zu den opulenten Kostümen zeigen sie sowohl Ehrgeiz als auch Liebe zum Detail.

Für die Überraschung des Jahres sorgten dieses Mal auf der negativen Seite zahlreiche Todesfälle in der japanischen Musikszene, darunter Isshi, der ehemalige Sänger von Kagrra,. Außerdem hat mich der anhaltende Erfolg von HANGRY&ANGRY-f und Golden Bomber sehr enttäuscht. Das einzig echte an diesen "Bands" ist der Gesang, so ziemlich alles andere kommt aus der Retorte. Erstere sind zwei auf Punk getrimmte Popsternchen, die keinerlei Input in ihr Image oder ihre Musik haben, und offen zugeben, dass sie nicht wirklich Gitarre spielen können. Letztere geben nicht einmal vor, ihre Instrumente zu spielen: ihre "Konzerte" bestehen größtenteils aus plumpen Gags, wie sich gegenseitig Wasser ins Gesicht zu spritzen, während die Musik vom Band kommt. Und wenn sie doch einmal selbst zum Instrument greifen, dann ist das weitgehend gemimt.

Die Tatsache, dass Visual Kei nicht durch einen bestimmten Musikstil definiert wird, sondern dadurch, dass die Musiker Kostüme und Makeup tragen, wird im Westen oft so interpretiert, dass Musik in diesem "Genre" Nebensache ist. Das ist jedoch ein Missverständnis. Der visuelle Aspekt gibt der Musik lediglich eine zusätzliche Dimension und den kreativsten Bands gelingt es, aus der stilistischen Ungebundenheit etwas Neues und Originelles zu schaffen. In unserer heutigen Zeit, in der so gut wie alles schon einmal versucht wurde, ist das eine beachtliche Leistung. HANGRY&ANGRY-f und Golden Bomber haben musikalisch wohl kaum das Rad neu erfunden, aber selbst die unoriginellste Band sollte wenigstens ihre Musik performen können.

Das Ende von Vidoll hätte mich eigentlich berühren müssen, denn ich mochte die Band einmal sehr gerne und 2006 stellte sie mit "V.I.D. ~Very Important Doll~" mein Album des Jahres. Aber seit sie den Sprung ins Majordasein getan hatten, klang ihre Musik zunehmend weichgespült und so empfand ich ihre Trennung eher als Gnadenstoß.

Auf der positiven Seite waren das Revival von Sito Magus, an deren Rückkehr ich nach der 2009 ausgerufenen Pause nicht mehr geglaubt hatte, sowie der Karrieresprung der kleinen, aber sehr umtriebigen Band Secilia Luna nach Singapur und Taiwan, wo sie sogar ein Best-Album veröffentlichten, zu verzeichnen. Etwas traurig, dass man dies noch immer als Besonderheit erwähnen kann, aber das Quintett, dessen Engelsthema ein wenig an Raphael erinnert, hat mit der Bassistin Rio übrigens eine Frau im Lineup.

Im neuen Jahr freue ich mich auf das zehnjährige Jubiläum von Moi dix Mois, welches bereits mit Konzerten und besonderem Merchandise eingeläutet wurde, sowie auf die zweite Europatour von D. Und wie immer hoffe ich, dass ich mehr positive als negative Überraschungen erlebe. Happy New Year!

Künstler des Jahres:
1) D

Album des Jahres:
1) D - "Huang di ~Yami ni umareta mukui~"
2) D - "Vampire Saga"
3) Kaya - "Queen"

Single des Jahres:
1) D - "Torikago goten"
2) Versailles - "Philia"

PV des Jahres:
1) D - "Der König der Dunkelheit"
2) D - "Huang di ~Yami ni umareta mukui~"
3) D - "Torikago Goten ~L'Oiseau bleu~"

Schock/Überraschung des Jahres:
1) Diverse Todesfälle
2) Retortenbands
3) Die Rückkehr von Sito Magus
4) Secilia Luna erobern Asien
WERBUNG

Jahresrückblick 2011

Jahresrückblick 2011 - Teil V © All rights reserved

File

Jahresrückblick 2011 - Teil V

Das Jahr 2011 aus der Sicht der JaME-Redakteure

Jahresrückblick 2011 - Teil IV © All rights reserved

File

Jahresrückblick 2011 - Teil IV

Das Jahr 2011 aus der Sicht der JaME-Redakteure

Jahresrückblick 2011 - Teil III © All rights reserved

File

Jahresrückblick 2011 - Teil III

Das Jahr 2011 aus der Sicht der JaME-Redakteure

Jahresrückblick 2011 - Teil II © All rights reserved

File

Jahresrückblick 2011 - Teil II

Das Jahr 2011 aus der Sicht der JaME-Redakteure

Jahresrückblick 2011 - Teil I © All rights reserved

File

Jahresrückblick 2011 - Teil I

Das Jahr 2011 aus der Sicht der JaME-Redakteure

Jahresrückblick 2011 - Teil I © All rights reserved

File

Jahresrückblick 2011 - Teil I

Das Jahr 2011 aus der Sicht der JaME-Redakteure

Jahresrückblick 2011

Jahresrückblick 2011 - Teil V © All rights reserved

File

Jahresrückblick 2011 - Teil V

Das Jahr 2011 aus der Sicht der JaME-Redakteure

Jahresrückblick 2011 - Teil IV © All rights reserved

File

Jahresrückblick 2011 - Teil IV

Das Jahr 2011 aus der Sicht der JaME-Redakteure

Jahresrückblick 2011 - Teil III © All rights reserved

File

Jahresrückblick 2011 - Teil III

Das Jahr 2011 aus der Sicht der JaME-Redakteure

Jahresrückblick 2011 - Teil II © All rights reserved

File

Jahresrückblick 2011 - Teil II

Das Jahr 2011 aus der Sicht der JaME-Redakteure

Jahresrückblick 2011 - Teil I © All rights reserved

File

Jahresrückblick 2011 - Teil I

Das Jahr 2011 aus der Sicht der JaME-Redakteure

Jahresrückblick 2011 - Teil I © All rights reserved

File

Jahresrückblick 2011 - Teil I

Das Jahr 2011 aus der Sicht der JaME-Redakteure

WERBUNG